Tanja Dieterle zählte zu den DGNBlern der (beinahe) ersten Stunde. Mitarbeiterin Nummer 4, um genau zu sein. Als Teamleiterin im Marketing hat sie ihren gehörigen Teil dazu beigetragen, dass die DGNB in der Art wahrgenommen wird, wie es heute der Fall ist. Jetzt hat sie die Seiten gewechselt und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Im Gastblog blickt sie zurück auf ihre Zeit bei der DGNB.
Mut, Leidenschaft und Ausdauer: ein persönlicher Rückblick
(von Tanja Dieterle)
Nahezu von Anfang an, seit April 2008, durfte ich die Entwicklung der DGNB begleiten. Mit insgesamt vier Kollegen saßen wir auf zwei Räume verteilt in einem kleinen Büro in Stuttgart-Vaihingen. Nach zwei Umzügen ist die DGNB in der Tübinger Straße 43 angekommen, in ihren nachhaltig gestalteten Büroräumen mit genügend Raum für das Vereinsleben. Nach über 7 Jahren habe ich mich von mehr als 35 Kollegen verabschiedet.
Ich durfte miterleben, wie einer starken Idee Leben eingehaucht wurde. Mit viel Mut, Leidenschaft und Ausdauer traten die Initiatoren 2007 an mit dem Willen die Bau- und Immobilienbranche zu verändern. Nachhaltiger soll sie werden, messbar nachhaltiger. Eine zentrale Plattform für das Know-How rund um nachhaltiges Bauen soll es geben. Ein Verein soll es sein, in dem alle Mitbewerber aus der Branche ihr Wissen einbringen – ehrenamtlich, der Sache wegen. Ohne Konkurrenzgedanken. Für eine nachhaltig gebaute Umwelt. Aha, spannend! Das soll funktionieren? Ja, tut es!
Das ist sicherlich eine der zentralsten Besonderheiten der DGNB, die mich von Anfang an beeindruckt, begeistert, motiviert hat. So viel Engagement, so viel Kompetenz, so viel Kraft! Ich durfte Menschen kennenlernen, die sich Urlaub nehmen, um für die DGNB ehrenamtlich die ersten „Steckbriefe“ (so hießen die DGNB Kriterien damals) zu schreiben, die bis spät in die Nacht die ersten Pilotprojekte prüfen, die an Wochenenden die Inhalte für unsere erste Broschüre zusammentragen.
Diese Grundstimmung begleitete mich über all die Jahre hinweg. Ich dufte miterleben, wie dieses Engagement die Idee des messbaren nachhaltigen Bauens in Deutschland wachsen ließ. Wie unser Tun auf immer mehr Interesse stieß, wie das DGNB Zertifikat bekannt, anerkannt und etabliert wurde. Spürbar erleben konnten wir das mit unseren ersten Messeauftritten auf der Gewerbeimmobilienmesse Expo Real. 2008 traten wir dort erstmals auf. Ohne Zertifizierungssystem. Mit unserer Idee. Wir galten als Sonderlinge auf dieser Veranstaltung, schauten in skeptische Gesichter, wurden teilweise belächelt oder einfach ignoriert. Wir trafen aber auch Gleichgesinnte, führten spannende Gespräche, beantworteten viele Fragen, lernten die Branche noch besser kennen.
2009 der zweite Auftritt. Dieses Mal mit den ersten ausgezeichneten Projekten, mit einer Broschüre zu den DGNB Kriterien, mit klaren Argumenten für die Immobilienbranche. Viele Besucher hatten schon mal etwas von diesem Zertifikat gehört, schauten gezielt vorbei, um sich zu erkundigen. Wir haben viel erklärt, argumentiert, überzeugt.
Ein Jahr später war das DGNB Zertifikat in der Branche bekannt, in allen Hallen fand irgendwie das Thema DGNB statt, sei es in Diskussionsrunden, in Zertifikatsverleihungen an Messeständen, in der Kommunikation der einzelnen Unternehmen. Die häufigste Frage bei uns am Stand: Wie bekomm ich dieses Zertifikat? Wow. Unsere Idee ist am Markt angekommen. Mehr noch: sie schafft einen Markt. Ähnliches haben wir auf der Messe BAU in den letzten Jahren erlebt. Ein unglaubliches Erfolgserlebnis.
Wer lang genug dabei ist weiß, dass nicht immer alles glatt lief. Es gibt immer wieder kritische Stimmen zu unserem Tun. Aber das gehört doch dazu, wenn man aktiv eine ganze Branche so verändert, wie es die DGNB getan hat und immer noch tut. Doch solche Nebenschauplätze sollten uns nicht abhalten, uns auf das Wesentliche der DGNB zu konzentrieren: Themen voranbringen. Wir reden mit, wir werden gehört, wir werden ernst genommen. Ein gutes Zeichen.
Es wird noch viele Höhepunkte und einige Herausforderungen für die DGNB geben. Da bin ich mir sicher. Und ich werde sie mitverfolgen – künftig allerdings mit dem Blick von außen. Persönliche Gründe haben mich bewogen, Stuttgart und damit auch die DGNB zu verlassen. Es ist mir nicht leicht gefallen nach all den Jahren. Aber ein neuer Abschnitt wartet, auf den ich mich sehr freue. Denn in jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…
Ich bin gespannt, wie sich die DGNB durch das Engagement und die Leidenschaft ihrer Mitstreiter entwickeln wird und wünsche für alles, was kommt, viel Erfolg!