Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur, DGNB Diamant, hochwertige Architektur
Schreibe einen Kommentar

Baukultur bei der DGNB

Im Rahmen der europäischen Kulturministerkonferenz zur Qualität der gebauten Umwelt wurde die DGNB ins Steering-Committee der frisch gegründeten „Davos Baukultur Allianz“ berufen. Die Plattform vereint Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft mit dem Ziel, gemeinsam eine hohe Baukultur für Europa sicherzustellen. Ein guter Anlass um den Stellenwert der Baukultur bei der DGNB näher zu beleuchten.

„Gemeinwohl als gemeinsame Verantwortung“, so der Titel der zweiten europäischen Kulturministerkonferenz zur Qualität der gebauten Umwelt, die Mitte Januar am Rande der Weltwirtschaftskonferenz in Davos stattfand. 2018 hatten die Ministerinnen und Minister in einer ersten Konferenz die Erklärung von Davos Eine hohe Baukultur für Europa verabschiedet. Aufgeführt wird die Notwendigkeit des Schutzes und der Förderung einer qualitätvoll gebauten Umwelt und wie das in Europa politisch und strategisch verankert werden kann.

Darauf aufbauend wurde in diesem Jahr zusammen mit Akteuren aus Politik und Praxis über konkrete Maßnahmen diskutiert, die eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Behörden, der Bevölkerung und der Bau- und Immobilienbranche ermöglicht. Langfristig soll das einen nachhaltigen und qualitätsorientierten Umgang mit Gebäuden, Infrastruktur, öffentlichen Räumen und Landschaften zum Wohle aller garantieren.

Prof. Amandus Samsøe Sattler

Neben der Entwicklung des Davos Qualitätssystem für Baukultur wurde im Januar die Plattform Davos Baukultur Allianz gegründet. Darüber sollen künftig der dringend notwendige, fachübergreifende Austausch gefördert, Maßnahmen entwickelt und deren Umsetzung beschleunigt werden. Insgesamt sind bereits 46 Kultusministerien, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaftsunternehmen Partner. Die DGNB ist darüber hinaus Teil des Steering-Committee und wird von DGNB Präsident und Architekt Prof. Amandus Samsøe Sattler vertreten.

In seinem Statement in Davos stellte dieser zunächst die Frage, was Baukultur mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Seine Antwort darauf: „Baukultur ist die Konkretisierung von Nachhaltigkeit im gebauten Raum. Mit Baukultur machen wir Nachhaltigkeit sichtbar. Zertifizierte Gebäude reduzieren Nachhaltigkeit oft auf technische Merkmale. Aber das ist nicht automatisch schön. Es ist wichtig, beides zusammenzubringen – ein ganzheitliches Konzept zu finden.“

Einordnung der Baukultur bei der DGNB

Mit der Zunahme verheerender Naturkatastrophen, profitgetriebener Umweltzerstörung und steigender Ressourcenknappheit nimmt das Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu. Davon betroffen ist auch der Bausektor. Neben einer qualitativ hochwertigen Ausführung und dem Einsatz nachhaltiger Materialien ist dabei eine gute Gestaltung ausschlaggebend. Nur so entstehen langlebige Gebäude, die von der breiten Masse der Bevölkerung angenommen und gerne genutzt werden.

Neben ihrem Ansatz, das nachhaltige Bauen anhand eines Zertifizierungssystems mess- und bewertbar zu machen, ist die DGNB in ihrer Vereinsarbeit auf nationaler und internationaler Ebene mit der gesamten Wertschöpfungskette des Bausektors und darüber hinaus vernetzt. In ganz unterschiedlichen Gremien und Initiativen wie beispielsweise der Initiative Phase Nachhaltigkeit werden aktuelle Themen zur Nachhaltigkeit interdisziplinär diskutiert und vorangetrieben. Darunter natürlich auch die Baukultur als ein wichtiger Baustein – werden damit doch Geschichte, Tradition und Identität einer Region widergespiegelt.

Unter anderem als Mitglied im Förderverein der Bundesstiftung Baukultur, als offizielle Partnerin des New European Bauhaus, als Kooperationspartnerin der IBA’27, im Rahmen gemeinsamer Veranstaltungen mit der Bundesarchitektenkammer (BAK) und nun auch im Steering-Committee der Davos Baukultur Allianz setzt sich die DGNB aktiv für das gestalterisch hochwertige Bauen ein. Damit erfüllt die Non-Profit-Organisation neben ihrem ganzheitlichen Ansatz auch einen wichtigen ihrer Grundsätze: Wissen und Erfahrungen voll umfänglich weiterzugeben um gemeinsam ans Ziel zu kommen.

Architektonische und baukulturelle Qualität im DGNB System: der DGNB Diamant

Mit dem, seit 2009 kontinuierlich weiterentwickelten und international anerkannten Zertifizierungssystem hat die DGNB einen Rahmen geschaffen, Nachhaltigkeitsstandards in Bauprojekten auf technischer Ebene sicherzustellen und abzubilden. Seit 2016 geht die DGNB mit der Auszeichnung Diamant noch einen Schritt weiter: Fertiggestellte Projekte deren nachhaltige Beschaffenheit bereits durch eine Zertifizierung in DGNB Gold oder Platin unter Beweis gestellt wurde können für die ergänzende Auszeichnung angemeldet werden.

DGNB Diamant„Bei der DGNB betrachten wir Gestaltung und Baukultur als wesentliche Aspekte einer ganzheitlichen Nachhaltigkeit“, erklärt Martin Haas, DGNB Vizepräsident und Architekt, der maßgeblich an der Entwicklung der Auszeichnung beteiligt war. „Diese Faktoren leisten einen bedeutenden Beitrag dazu, dass der Nutzer ein Gebäude akzeptiert, was eine unmittelbare Auswirkung auf die Langlebigkeit, die Marktfähigkeit und den Werterhalt eines Gebäudes hat. Mit dem DGNB Diamant haben wir ein spezifisches Angebot zu dem Thema entwickelt, das diejenigen belohnen, die eben auch gestalterisch Herausragendes leisten.“

Die hierfür einberufene, unabhängige Kommission für Gestaltungsqualität diskutiert das Gebäude vor Ort und spricht sich für oder eben gegen eine Auszeichnung mit dem DGNB Diamant aus. Die Bewertungskriterien wurden in einem intensiven Prozess zusammen mit der Bundesarchitektenkammer (BAK), dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA und weiteren Expertinnen und Experten aus Architektur, Stadtplanung und Ingenieurwesen erarbeitet.

  • DGNB Diamant 2016: 50Hertz Netzquartier in Berlin von LOVE architecture and urbanism in Kooperation mit kadawittfeldarchitektur | © 50Hertz – HG Esch

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur

2013 haben die DGNB und die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. erstmals den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur ausgelobt. Im Laufe der Jahre hat der Preis einen immer größeren Stellenwert bekommen und ist heute, zehn Jahre später, fest in der Architekturszene etabliert. Neben der architektonischen Qualität, sprich der baukulturellen Relevanz, bewertet die einberufene Expertenjury die eingereichten Projekte hinsichtlich ihres innovativen und zukunftsweisenden Umgangs mit dem Thema Nachhaltigkeit.

Die Gewinner des DNP Architektur im Interview

In der aktuellen Ausgabe des Preises haben alle vier Finalisten einen eigenen, beispielhaften Umgang mit der vorgefundenen Bausubstanz gefunden. Ausgezeichnet wurde das Hotel Wilmina von Grüntuch Ernst Architekten. Prof. Almut Grüntuch-Ernst ist sich sicher, dass die Diskussion zum Umgang mit Transformationsaufgaben durch den Preis einmal mehr angeregt wird. „In unseren Städten gibt es viele verlassene Bausteine. Dabei ist natürlich nicht alles geerbtes Glück. Architekten sind gefordert diese Herausforderung anzunehmen, Potentiale und Chancen im Bestand zu erkennen, sie zu vermitteln und Neues zu schaffen. Es lohnt sich.“

Unser Resümee der vergangenen zehn Jahre zeigt die Vielfalt, die das nachhaltige Bauen hervorbringt aber auch, dass er sich beim Bauen immer lohnt neue Wege zu gehen und das Experiment zu wagen. Viele der Preisträger sind Vorreiter auf einem ganz bestimmten Gebiet wie beispielsweise dem Bauen mit Lehm, dem zirkulären Bauen oder dem Bauen mit Holz. Deutlich wird auch immer, dass ganzheitliche Lösungsansätze und das Miteinander aller Beteiligten Authentizität hervorbringt die zu einer hohen Qualität auf ganzer Linie führt.

  • DNP 2013: Kunstmuseum Ravensburg von Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart | © Roland Halbe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert