DGNB, Interview
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Bloß keine Dachschäden – Interview mit Thimo Germann (NIS)

Wetterkapriolen und Starkregen setzen nicht nur uns Menschen zu. Es sind gleichermaßen Extrembedingungen für Gebäude mit Flachdächern – besonders wenn diese über kleine Löcher verfügen, durch die das Wasser in die Gebäudesubstanz eindringt. Mit der Nordic Industrial Services GmbH, kurz NIS, gibt es unter den DGNB Mitgliedern ein junges Unternehmen, das den Dachleckagen den Kampf angesagt hat. Warum das Thema weiter verbreitet ist, als man vermuten mag, und wie das Geschäftsmodell hinter NIS aussieht, verrät Thimo Germann.

Felix Jansen (FJ): Hallo Herr Germann, Ihr Unternehmen NIS beschäftigt sich mit der Aufspürung von Leckagen, also Löchern in Flachdächern. Das klingt nach einer sehr spezialisierten Dienstleistung. Gibt es dafür denn tatsächlich einen Markt?

Thimo Germann, Geschäftsführer von NIS

Thimo Germann von NIS

Thimo Germann (TG): Das Aufspüren von „Löchern“, bzw. Mechanischen-Beschädigungen, ist nur ein Teil unserer Arbeit. Wir verstehen uns vielmehr als „Roof Manager“. Dazu gehört z.B. der Service der Bauabnahmen, Qualitätskontrollen nach Neuabdichtungen wie auch das Lokalisieren von Leckagen im Schadensfall. Des Weiteren nutzen uns viele Property Manager als präventiven Schutz ihrer Immobilie und greifen auf unseren Roof Protection Plan zurück, der z.B. Qualitäts-Dachwartungen mit integrierter, präventiver Leckortung beinhaltet.

Und ja, selbstverständlich gibt es dazu einen Markt! Hochrechnungen zufolge gibt es in Deutschland ca. 3,8 Mrd. m² Bestandsflachdach und es kommen jährlich rund 100 Mio. m² hinzu. Wenn wir unseren potenziellen Kunden den Nachhaltigkeitsgedanken „dauerhaft dichtes Dach“ vermitteln können, ist hier natürlich ein Markt vorhanden. Stellen Sie sich vor, über 50% aller neu abgedichteten Dächer, sind „undicht“ vom ersten Tag an. Bis der Hausherr seine Undichtigkeit entdeckt, können Jahre vergehen. Stellen Sie sich den unnötigen Mehrverbrauch an Energie vor, wenn Sie ein feuchtes Dach heizen oder kühlen müssen. Von den strukturellen Schäden an der Liegenschaft ganz zu schweigen. Das Einsparpotential an Umweltschäden, Ärger, Produktionsausfällen, Schäden am Gebäude und Geld ist enorm.

FJ: Wie genau kann ich mir Ihr Vorgehen bei der Detektion vorstellen? Was genau machen Ihre „Roof Manager“? Und was ist das Innovative an Ihrer Lösung?

TG: Wir von der NIS GmbH arbeiten mit ausgebildeten Leckage-Ortern und Dachdeckern und bieten mit unserem Service eine Vielzahl an Prüfmethoden an. Der klare Fokus liegt aber auf der Prüfung mittels elektrischem Impuls. Diese Prüfung gehört zu den zerstörungsfreien Messmethoden und sollte somit auch immer den Vorrang zu den anderen Methoden wie Flutung oder Rauch- oder Tracer-Gas haben.
Unsere Roof Manager finden auch kleinste Leckstellen, welche man optisch kaum finden kann.
Wir sprechen hier von Mechanischen-Beschädigungen, welche zum Beispiel im Zuge der Errichtung eines Daches  auftreten können. Diese Leckagen werden nicht vom ersten Tag an zum Problem, können aber schon in der ersten Frostperiode anfangen die Dachflächen anzugreifen.

Wir stehen für eine Erstprüfung direkt nach Fertigstellung von Dachflächen um hier Früh- und Langzeitschäden drastisch zu minimieren. Auch im Schadensfall ist ein punktuelles Aufsuchen von Leckagen und das damit  verbundene, punktuelle Schließen der Schadstellen, viel kostengünstiger als großflächige Sanierungen.
Unsere Wartungen werden unabhängig von unseren Roof-Managern durchgeführt. Das bringt dem Dachdecker und dem Bauherrn ein verlässliches Prüf-Protokoll, welches zu jederzeit als Status Quo herangezogen werden kann.

FJ: Wie unterscheiden sich die Anforderungen Ihrer Prüfung, wenn es sich um ein begrüntes, aufgelastetes Dach handelt?

TG: Bei der Vielzahl der Dacharten kommt es sehr stark auf die Beschaffenheit der Dachflächen und deren Aufbau an. Bei aufgelasteten Dächern lassen sich nur bestimmte Messmethoden unter bestimmten Bedingungen einsetzen. Hier spielt die Erfahrung eine große Rolle und die Vorbereitung der Dachflächen, um das Optimum der Prüfungsvoraussetzung zu schaffen. Wir geben unseren Kunden anhand des Aufbaus des Daches eine klare Einschätzung, mit welcher Wahrscheinlichkeit Leckagen gefunden werden können.

FJ: Wie kann es sein, dass bereits unmittelbar nach Fertigstellung bereits so viele Dächer Leckagen haben? Und was sind ganz generell die Ursachen für das Entstehen solcher Beschädigungen?

TG: Die häufigsten Mängel treten durch die unsachgemäße Beanspruchung der Dachflächen, während der Bauphase auf. Das Zusammenkommen von mehreren Gewerken tut sein übriges dazu. Das ist kein Vorwurf an die Beteiligten des Baus, es ist vielmehr normal, dass Schäden entstehen. Wie sagt man so schön: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“. Hier wird handwerklich gearbeitet und trotz größter Vorsicht kommt es immer wieder zu Zerstörungen der Dachhaut, oder der Schweißapparat hat mal einen Aussetzer und keiner merkt es — es kann so viel passieren. Für was wir stehen und kämpfen ist, eine ordentliche, unabhängige, europaweit-standardisierte und von Experten durchgeführte Qualitäts- oder Bauabnahme. Welches hochwertige Produkt, wird heutzutage noch ohne Kontrolle in den Alltag entlassen? Nennen Sie mir eines.

FJ: Sie haben sich schon kurz nach Unternehmensgründung für eine Mitgliedschaft bei der DGNB entschieden. Warum spielt Nachhaltigkeit für Sie eine so große Rolle und worin sehen Sie Ihren konkreten Beitrag für das Nachhaltige Bauen?

TG: Diese Entscheidung haben wir schon während der Gründungphase des Unternehmens getroffen. Unser Geschäftsmodel basiert auf den Grundlagen der DGNB. Die Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch unser Mission Statement. Wir haben jetzt die großartige Möglichkeit, die Flachdächer von heute um ein Wesentliches sicherer zu machen und die damit verbundene Lebensdauer einer Immobilie extrem zu verlängern. Stellen Sie sich vor: Ein Bauherr bietet seinem Kunden mehr Service und erspart sich Reklamationen, ein Dachdecker bietet mehr Qualität und hat immer einen aktuellen Status seiner Arbeit am Übergabetag, der Kunde bekommt mehr Sicherheit und schont seine Nerven, seinen Geldbeutel und auch die Umwelt wird um ein Erhebliches geschont – weniger Energieverbrauch, weniger Sanierungen, weniger Materialeinsatz, etc.

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