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Circular Economy als Motor für Nachhaltigkeit, Qualität und Innovation

Das DGNB zertifizierte und von Cradle-to-Cradle inspirierte Green Solution House in Dänemark | Copyright: Green Solution House

Der bewusste Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen ist seit jeher eines der Kernthemen der DGNB. So hat die DGNB in ihrem Zertifizierungssystem von Anfang an die ganzheitliche Bilanzierung, die bewusste Auswahl von Bauprodukten hinsichtlich ihrer Zusammensetzung und Herkunft, aber auch die Betrachtung der strukturierten und sortenreinen Rückbaubarkeit in Form von Kriterien formuliert und damit im Markt verankert.

Waren dies bisher die eher klassischen Themen der traditionellen Kreislaufwirtschaft, hat sich in den letzten Jahren auf europäischer Ebene und initiiert durch den Cradle-to-Cradle-Ansatz von Michael Braungart und William McDonough das Themenfeld der Circular Economy als eines der Zukunftsthemen etabliert, für welches sich beispielsweise die Ellen MacArthur Foundation einsetzt. Hier wird weiter gedacht, als es die Kreislaufwirtschaft bisher getan hat. Es werden erstmalig auch neue wirtschaftliche Aspekte mit eingebracht, woraus sich neue Geschäftsmodelle entwickeln, die unser althergebrachtes Verständnis von „Kaufen“ und „Besitzen“ neu definieren und sich auf reine Dienstleistungen fokussieren. Anstelle von Leuchten verkauft etwa der Technologiekonzern Philips seit 2015 Light as a Service.

Qualität als Maxime

Damit einher geht, dass Hersteller stärker in die Pflicht genommen werden, woraus sich ein neues Qualitätsverständnis entwickeln kann. Da die Produkte Eigentum des Herstellers bleiben, hat dieser auch ein größeres Interesse an Qualität und einer Wiederverwendung bzw. -verwertung auf dem gleichen oder einem höheren Qualitätsniveau. Ein Weg, den die DGNB unterstützt: So wurde das Thema der Herstellerverantwortung und der damit verbundenen Rücknahmeverpflichtung bereits 2015 in dem Kriterium zur Rückbaubarkeit und Recyclingfreundlichkeit verankert, das der technischen Qualität bei der Zertifizierung zugeordnet ist.

Im Dezember 2015 hat die EU ihr erstes Aktionspaket zur Unterstützung und Förderung der Circular Economy verabschiedet. Dieses erste Paket fokussierte sich kurzfristig auf die Reduktion von Abfällen und mittelfristig auf die Reduktion von Landverfüllungen, erhöhtem Recycling und der Wiederverwendung von Produkten. Des Weiteren adressierte dieser Aktionsplan den Gedanken der Circular Economy bezogen auf Produkte im ganzen Lebenszyklus, d.h. von der Herstellung, der Verwendung und der Instandhaltung (Reparatur), bis hin zum Abfallmanagement und der Sekundärrohstoffe, die wiederum in den Wirtschaftskreislauf zurück gebracht werden sollten.

DGNB fördert Integration von Circular-Economy-Ansätzen auf Gebäudeebene

In Anbetracht der zunehmenden Bedeutung des Themenfelds und unserer Verantwortung, mit Ressourcen bewusst und intelligent umzugehen bzw. einfach das Logische, das Richtige zu tun, hat es sich die DGNB zum Ziel gesetzt, hier noch aktiver zu werden. So wird die aktuell in Entwicklung befindliche neue Version 2017 des DGNB Systems Circular Economy explizit ausweisen und über entsprechende Boni Anreize schaffen, sich auf Projektebene mit den zugehörigen Aspekten auseinanderzusetzen.

Mit dieser Sichtbarmachung möchte die DGNB Impulse setzen, entsprechende Konzepte auch auf Gebäudeebene zu integrieren und über den ganzheitlichen Bewertungsansatz des Systems zu evaluieren. Betrachtet man die Themen, die unter dem Begriff Circular Economy bereits punktuell Einzug in Projekte gehalten haben, wie beispielsweise bei den von Cradle-to-Cradle inspirierten Gebäude, wird schnell klar, dass es hier eigentlich darum geht, Qualität für Mensch und Umwelt umzusetzen.

Gemäß der DGNB Philosophie stellt sich jedoch bei den sehr maßnahmenorientierten Ansätzen die Frage nach dem wirklichen Mehrwert für das Projekt und der Relation zwischen Aufwand und Nutzen. Leuchttürme sind wichtig, um den Weg aufzuzeigen und auch zur kritischen Diskussion anzuregen. Aber diese Impulse müssen auch in die Breite gebracht werden. Vor diesem Hintergrund ist eine ganzheitliche Bewertung, wie sie das DGNB System ermöglicht, wichtig, um die Konzepte zu identifizieren, die einen wirklichen Mehrwert für Mensch und Umwelt bringen. Positives zu unterstützen und zu nutzen, um zu lernen, ist essentiell, um die notwendigen Innovationszyklen in der Baubranche zu beschleunigen.

Nachhaltigkeit keine Wahloption

Grundsätzlich geht es nicht um den verwendeten Begriff oder Nuancen in der Definition der Begriffe Nachhaltigkeit, Circular Economy oder Cradle-to-Cradle, sondern darum, das Richtige für Mensch und Umwelt zu tun und nicht durch unnötige Abgrenzungen Barrieren aufzubauen. Der bewusste Umgang mit Ressourcen ist alternativlos. Er sollte so, wie auch die anderen Themen des nachhaltigen Bauens, zum Grundverständnis für alle am Bau Beteiligten werden. Eine ganzheitliche und lebenszyklusorientierte Produktgestaltung muss Selbstverständlichkeit und keine Wahloption je nach finanziellen Möglichkeiten oder der Marktnachfrage sein. In diesem Sinne muss Nachhaltigkeit im Bauen und in unserem ganzen Handeln das „neue Normal“ werden.

Für dieses Ziel setzt sich die DGNB ein. Und egal welche neuen Begriffe oder Themen dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen: Sie sollten unterstützt und genutzt werden. Wichtig ist einzig und alleine die Ernsthaftigkeit und der wirkliche Anspruch aller Akteure, eine gebaute Umwelt zu schaffen, die weder Mensch noch Umwelt schadet und die erforderlichen Qualitäten hinsichtlich der technischen wie auch der baukulturellen Aspekte umsetzt, sodass wir uns darin wohlfühlen.

Veranstaltungstipp:
Passend zum Thema findet am Montag, den 24. April 2017 in der DGNB Geschäftsstelle in Stuttgart die kostenlose Diskursveranstaltung „Built Positive: Together We Build What Is Next“ statt. Mehr Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es hier.

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