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Die Suche nach den weißen Flecken des nachhaltigen Bauens

DGNB Ideenlabor 2023 im Rahmen der World Green Building Week

Nachhaltigkeit ist in der Bau- und Immobilienwirtschaft in aller Munde – und das auf vielfältige Weise. Es wird debattiert, geforscht und neu entwickelt, was das Zeug hält: Sei es der alternative Baustoff für die Spezialanwendung im Innenraum, ein weiterer kreativer Ansatz zur Umsetzung des Kreislaufgedankens im Bauen oder das x-te PropTech-Unternehmen mit digitalen Ansätzen zur Effizienzsteigerung im Gebäudebetrieb. Die Frage ist: Was davon brauchen wir wirklich? Was hilft tatsächlich dabei, die notwendige Transformation in die richtige Richtung zu lenken und zu beschleunigen? Genau hiermit beschäftigt sich das DGNB Ideenlabor am 11. September 2023 in Stuttgart.

„Wir begeben uns auf die Suche nach den weißen Flecken auf der Landkarte des nachhaltigen Bauens“, erklärt DGNB Vorstand Dr. Christine Lemaitre die Grundidee des neuen Veranstaltungsformats. „Wir wollen also die Themen identifizieren, die heute noch nicht im Fokus sind, es aber sein müssten.“ Es geht explizit nicht darum, Bestehendes einfach nur schöner und genauer zu machen. Gesucht sind jene Fragestellungen und Themenfelder, zu denen dringend wirkungsvolle, schnell umsetzbare und skalierbare Lösungen benötigt werden.

„An dem Tag gehen wir mit allen Teilnehmenden aktiv raus aus der Komfortzone“, sagt Lemaitre. „Partikularinteressen haben keinen Raum. Es geht um das große Ganze. Um bislang ungenutzte Hebel. Dabei wollen wir ehrlich hinterfragen, ob neue Ideen, die auf den ersten Blick gut erscheinen, auch dem zweiten, kritischen Blick standhalten.“

Eigene Fragen im Vorfeld einbringen und vor Ort zur Diskussion stellen

Statt der gewohnten Frontalbeschallung geht es beim DGNB Ideenlabor ums Mitmachen. Alle Teilnehmenden sind vor der Veranstaltung aufgerufen, relevante Fragen mit Bezug zur Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft Richtung Nachhaltigkeit einzubringen. Fragen, für die sie selbst keine Antwort haben. Fragen, von denen sie glauben, dass hier ein großes Potenzial liegt, um eben jene Transformation wirksam anzuschieben. Fragen, für die sie sich beim Ideenlabor persönlich einsetzen – im Wettbewerb mit den Schwerpunktsetzungen der anderen Teilnehmenden.

Hierauf aufbauend setzt das DGNB Ideenlabor auf die Prinzipien der Schwarmintelligenz und -kreativität. Es sind gewissermaßen die Leitlinien des Events. Denn eine Fragestellung, die der eine für unbeantwortet hält, ist womöglich längst gelöst, nur eben dem Einzelnen nicht bekannt. Und bei den offenen Punkten, zu denen es tatsächlich noch keinen überzeugenden Lösungsansatz gibt, soll das Ideenlabor als Start zur Entwicklung vielversprechender Ansätze dienen. Dabei geht es nicht allein um technisch und strukturell neue Wege. Auch die Frage der Akzeptanz von Innovationen soll mit bedacht werden.

Mut zur Kontroverse, aber nicht als Selbstzweck

Den Startpunkt auf der Suche nach den weißen Flecken auf der Landkarte des nachhaltigen Bauens bildet eine Reihe von Impulsen sowie ein Auftaktgespräch. In der hochkarätig besetzten Runde mit dabei sind Prof. Thomas Auer (Transsolar, TUM), Prof. Dr. Philipp Bouteiller (Artprojekt Entwicklungen), Dr. Christine Lemaitre (DGNB), Prof. Dr. Patrick Planing (Hochschule für Technik Stuttgart) und Prof. Amandus Samsøe Sattler (DGNB Präsident, Ensømble Studio Architektur).

Alles, was danach kommt, entsteht gemeinsam vor Ort im interaktiven Austausch der Teilnehmenden. Es geht ins Austauschen, ins Diskutieren, ins gemeinsame Finden des notwendigen Neuen. Jeder und jede ist gefragt, sich hier mit dem eigenen Wissen und der eigenen Perspektive einzubringen. Dabei darf es auch wild und kontrovers zugehen. Ergebnisoffen, aber konstruktiv. Kritisch, aber zielführend. In diesem Sinne ist die Veranstaltung für die DGNB ein Experiment, bei dem sich der Verein selbst wichtige Impulse von außen erhofft für die eigene thematische Schwerpunktsetzung der kommenden Monate.

Veranstaltungsort mit besonderer Geschichte

Die Teilnahme am DGNB Ideenlabor ist übrigens kostenlos, die Teilnehmendenzahl aber begrenzt. Deshalb ist eine Anmeldung unter www.dgnb.de/ideenlabor notwendig. Los geht es am 11. September um 13:00 Uhr, mit dem abschließenden Get-together geht es bis in die frühen Abendstunden hinein.

Die Veranstaltung findet im Rahmen einer globalen Aktionswoche, der World Green Building Week, statt. Und nicht nur zeitlich hat die DGNB für die Erstausgabe ihres Ideenlabors einen passenden Rahmen gefunden, sondern auch räumlich. Denn es findet im ehemaligen Althoff-Hotel im Stuttgarter Schlossgarten statt. In unmittelbarer Nähe zum Stuttgarter Hauptbahnhof entsteht hier das neue Schlossgarten-Quartier. Bevor die Umbauarbeiten auch in dem ursprünglich zum Abriss vorgesehenen Gebäude beginnen, wird dieses zwischengenutzt – für Kunstvernissagen, Kulturveranstaltungen und eben auch für das DGNB Ideenlabor. Ein idealer Ort, um gemeinsam neue Wege zu beschreiten.

Vielen Dank an unsere Partner!
Das DGNB Ideenlabor 2023 wird unterstützt von bauforumstahl, Franz KALDEWEI, der Kingspan Group, der Lindner Group, mfh Systems, Saint-Gobain Deutschland, Commerz Real, Maucher Consult sowie Swegon Germany.

1 Kommentare

  1. Sehr geehrtes Team der DGNB,

    das Event „Ideenlabor“ scheint mir ein geniales Format, um das Bauwesen voran zu treiben. Ich kann leider nicht teilnehmen, jedoch würde ich gerne einen Input leisten, der meines Erachtens immer deutlich zu wenig beleuchtet wird:

    Suffizienz:
    Brauchen wir noch mehr Wohnraum? Der durchschnittliche Wohnraum steigt unaufhörlich. Zeitgleich ist auch die Verteilung von Wohnraum immer unausgeglichener (ältere Personen und einkommensstarke Personen stehen junge Familien und einkommensschwachen Personen gegenüber)
    Wieso beschäftigen wir uns immer noch so stark mit dem Neubau? Die Sanierung muss immer noch deutlich stärker in den Fokus kommen.
    Die Verschönerung und Verbesserung des gesamten Bestands bis 2045 hat genug Potential die ganze Bauindustrie zu beschäftigen, ohne große Mengen an Ressourcen zu verbrauchen, dennoch lockt das Geld fast nur bei Neubauprojekten.

    Frage zum Event: Wie können wir hier eine wirkliche Veränderung schaffen?

    Besten Dank und herzliche Grüße,

    Andreas Welz
    HolzGrün – Beratung für nachhaltiges Bauen

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