Am 20. Juni hat die DGNB ihren Tag der Nachhaltigkeit 2023 im Hospitalhof in der Stuttgarter Innenstadt ausgerichtet. Wie bereits in den Vorjahren fand am Vormittag die Mitgliederversammlung des DGNB e.V. statt. Nachmittags folgten vielfältige Angebote, die dazu einluden, selbst aktiv zu werden. Dazu gehörten eine Exkursion zum Stuttgarter Schlossgartenquartier, das Speed-Networking und auch das Transformations-Café, bei dem alle eingeladen waren, sich zu Kernthemen der Branche auszutauschen.
Bei bestem Wetter hatte die DGNB in diesem Jahr zu ihrem Tag der Nachhaltigkeit in den Stuttgarter Hospitalhof eingeladen. Traditionell startete der Tag vormittags mit der Mitgliederversammlung, bei der aktuelle Entwicklungen des DGNB e.V. vorgestellt wurden. Zudem bestätigten die Vereinsmitglieder das DGNB Präsidium. Präsidiumsmitglieder sind Prof. Amandus Samsøe Sattler (Präsident), Martin Haas (Vizepräsident), Hermann Horster (Vizepräsident), Prof. Anett-Maud Joppien (Vizepräsidentin), Andrea Gebhard, Prof. Dr.-Ing. Anke Karmann-Woessner, Thomas Kraubitz, Prof. Matthias Rudolph, Prof. Alexander Rudolphi und Prof. Josef Steretzeder.
Ab dem Nachmittag stellten sich auf dem Marktplatz der Ideen die Partner des DGNB Tags der Nachhaltigkeit sowie die Finalisten der DGNB Sustainability Challenge vor. Parallel informierten verschiedene Abteilungen der DGNB im Rahmen des Bühnenprogramms über neue Angebote. Dazu gehören die On-Demand-Lernplattform der DGNB Akademie, die digitale Netzwerkplattform myDGNB sowie die Version 2023 des DGNB Systems für Neubauten.
Interaktives Veranstaltungs-Highlight

Beim Transformationscafé stand reger Austausch zu wichtigen Themen der Branche im Mittelpunkt.
Auf besonders großes Interesse stieß auch das Transformations-Café. Hier waren alle dazu aufgerufen, sich einzubringen und an verschiedenen Stationen zu Transformationsthemen der Branche zu diskutieren. Im Fokus standen Biodiversität, Zirkuläres Bauen, Suffizienz, Städte und Gemeinden als Transformationstreiber, Klimapositives Bauen und Betreiben sowie Klimaangepasstes Planen und Bauen. Die Kernaussagen: Viele gute Ideen sind bereits in den verschiedenen Akteursgruppen vorhanden. Jeder ist aufgerufen zu handeln. Innovationen finden nicht ohne Risiken statt, daher dürfe Angst vor Fehlern nicht wichtige Entscheidungen hemmen.
Gerade auch in Richtung der Politik gab es viele Forderungen nach konkreten Maßnahmen, beispielsweise wenn es um das Ausstellen von Abrissgenehmigungen oder einen Abbau von Bürokratie und mehr kreativen Spielraum bei nachhaltigen Baulösungen geht. Auch die Vorbildfunktion von Städten und Gemeinden kam zur Sprache. Es müsse nicht immer das Prestige-Neubauprojekt sein, mit dem man sich brüste. Vielmehr sollten auch gelungene Umbauten mit Stolz präsentiert werden. Allgemein auffällig war, dass viele der Impulse auf die politischen und systemischen Rahmenbedingungen eingehen.
Transformation in der Baubranche nicht ohne passenden Rahmen
Zum Thema Biodiversität waren das vor allem Vorgaben durch Kommunen was den Einsatz von Pflanzen- bzw. Tierarten, deren Vielfalt und Flächenvorgaben angeht. Das solle sich in einer übergeordneten Biodiversitätsstrategie widerspiegeln. Gefordert seien allerdings auch die Banken. So solle es speziell Kredite und Förderungen als Anreiz für Biodiversitätsmaßnahmen geben.
Bei Thema Zirkuläres Bauen fielen Forderungen nach einer gesetzlichen Recyclingquote, Förderungen für die Entwicklung zirkulärer Bauprodukte sowie nach Planungstools und verlässlichen, offen zugänglichen Daten, wie beispielsweise Bauproduktbörsen aus öffentlicher Hand. Wichtig sei aber auch, Zirkuläres Bauen in Planungsprozesse, Verträge und (öffentliche) Ausschreibungen zu integrieren.
Auf der Nutzung von Flächen lag der Schwerpunkt beim Thema Suffizienz. Gerade Flexibilität und Effizienz sollten zusammen gedacht werden, dürften allerdings nicht zu höheren Aufwänden, besonders in den Baukosten führen. Zur Sprache kamen an dieser Station auch Coworking Spaces und Wohnkonzepte wie Tiny Houses oder Mehrgenerationenwohnen.
Zum Thema Städte und Gemeinden als Transformationstreiber bemerkten die Diskussionsteilnehmenden eine wenig ausgeprägte bzw. mangelnde Fehlerkultur im kommunalen Kontext, wie sie in Unternehmen heutzutage gelebt werde. So solle es Raum geben, Fehler machen zu dürfen, Streit auszuhalten und über die eigene Legislaturperiode hinaus zu denken. Außerdem sollten Bestandsgebäude als identitätsstiftend erlebt und saniert anstatt für einen vermeintlich günstigeren Neubau abgerissen werden. Im Zusammenhang mit Budgetplanungen fiel auch das Stichwort der Lebenszykluskosten, die stets mitgedacht werden sollten. Allgemein sollten Kommunen und Städte ein positives Zukunftsbild zeichnen und bei öffentlichen (Bau-)Vorhaben mit gutem Beispiel vorangehen.
Im Themenbereich zu klimaangepasstem Planen und Bauen haben sich hingegen große Wissensbedarfe herausgestellt. In der Ausbildung angehender Planerinnen und Planer sollte das Thema laut den Teilnehmenden daher eine größere Rolle spielen. Insgesamt hat sich in der Diskussion ein großes Interesse an Weiterbildungsmaßnahmen zum Thema gezeigt. Zudem fehlten den Diskutierenden leicht zugängliche und aktuelle Daten über klimabedingte Naturgefahren aus planerischer Perspektive, um sie in Modellierungen integrieren zu können. Ein häufig geäußerter Wunsch war auch ein Leitfaden, um das komplexe Thema strukturiert angehen zu können.
Bei der Themenstation zu Klimapositivem Bauen trugen die Teilnehmenden viele Ideen zum Umgang mit dem CO2-Fußabdruck zusammen, wie einem verbindlichen Pro-Kopf-CO2-Budget oder vereinbarten CO2-Grenzwerten bei Baugenehmigungen. Ein anderer Schwerpunkt lag auf der Flächeneffizienz in Form von Aufstockung, Umnutzung oder Umbau. Auch die Bedeutung von Lieferketten wurde diskutiert. Gerade regional verfügbare Materialen seien hier besonders wichtig.
Weitere Eindrücke vom DGNB Tag der Nachhaltigkeit 2023

Auf der Exkursion zum Schlossgartenquartier konnten sich Teilnehmende über das Bauprojekt informieren.
Auch in diesem Jahr fand eine Projektexkursion statt. Bei einem geführten Spaziergang konnten Teilnehmende mehr über das Schlossgartenquartier erfahren, das in den kommenden Jahren in direkter Nähe zum Stuttgarter Hauptbahnhof entstehen wird. Zuvor wurden die Sieger der DGNB Sustainability Challenge 2023 verkündet. Über eine Auszeichnung der Jury und sogar zwei Publikumspreise in diesem Jahr konnten sich ecoHab, STRAMEN.TEC, CARBOrefit und „Holz, Ziegel, Lehm“ freuen.
Weiteres Tageshighlight: die Veröffentlichung des TechnikRadar 2023 von acatech, Körber-Stiftung und ZIRIUS, dessen Ergebnisse am DGNB Tag der Nachhaltigkeit nicht nur vorgestellt, sondern auch diskutiert wurden.
Save the date
Seinen gemütlichen Ausklang fand der Tag bei einem Glas Wein oder einer Saftschorle im Innenhof des Hospitalhofs. Wir freuen uns über das positive Feedback und schon auf den kommenden Tag der Nachhaltigkeit am 18. Juni 2024!
Impressionen vom Tag der Nachhaltigkeit 2023
Eine rundum gelungene Veranstaltung und eine tolle Gelegenheit, Kollegen und Freunde zu treffen, um sich auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln.