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Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2024: Die Finalisten

DNP Finalisten 24

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur wird am 24. November 2023 zum 11. Mal gemeinsam von der DGNB und der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben. Schauplatz für die Preisverleihung ist der 16. Deutsche Nachhaltigkeitstag, der am 23. und 24. November in Düsseldorf ausgetragen wird. Den drei Finalisten in der Kategorie Architektur gemein ist der vorbildliche Umgang mit dem Bestand, eine der wichtigsten Bauaufgaben unserer Zeit. Wir stellen die Finalisten vor.

Mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur würdigt die DGNB in Kooperation mit der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. bereits seit 2013 Projekte, die in den Bereichen Nachhaltigkeit, Innovation und architektonische Qualität überzeugen. Der einberufenen Fachjury ist es in den vergangenen Jahren immer wieder gelungen zukunftsweisende Projekte auszuzeichnen, die Neues gewagt haben und dadurch wichtige Impulse in ganz unterschiedlichen Bereichen des nachhaltigen Bauens gesetzt haben.

Die Finalisten 2024

Gebäudetransformation: Bundesgeschäftsstelle DAV in München

Im Münchner Stadtteil Schwabing leistet die neue Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins (DAV) sowohl architektonisch als auch gebäudetechnologisch einen wichtigen Beitrag zur Transformation des Gebäudebestands. Damit setzt der Verein das eigene Anliegen, Ökosysteme zu schützen und einen verantwortungsvollen Umgang damit zu finden, auch baulich um.

DNP Finalisten 24

Die gelungende Aufstockung samt der markanten Holzfassade setzt ein klares Zeichen für den Bestandserhalt. © Sebastian Schels, Lanz, Pk. Odessa

Am Südende der Parkstadt Schwabing haben Element · A Architekten einen ehemaligen Verwaltungsbau aus den 1970er-Jahren entkernt und die bestehende viergeschossige Betonstruktur mittels Holz-Massivbauweise um zwei Geschosse aufgestockt. Darin inbegriffen ist auch die Kernzone mit Aufzug und Treppenhaus. Die neue, markante Gebäudehülle aus einer Holz-Pfosten-Riegelfassade und einem 1,50 Meter tiefen imposanten Holzgerüst an der West- und Ostfassade bildet heute einen wegweisenden Baustein in der von funktionalen Bürobauten dominierten Umgebung. Bestückt mit Pflanzkästen dient das Holzgerüst neben dem Sonnenschutz durch Begrünung auch dem Unterhalt der Fassade.

DNP Finalisten 24

Die roh belassene Betonstruktur des Bestands ist noch spürbar. © Sebastian Schels, Lanz, Pk. Odessa

Im Norden erweitert ein neues Atrium das Gebäude. Darin verbindet ein offenes Treppenhaus alle Geschosse der von hellem Holz dominierten Arbeitswelt miteinander. Innen wurde ein Low-Tech-Ansatz verfolgt. Ohne Komfortverlust für die Mitarbeitenden kommt das Gebäude mit einer reduzierten Gebäudetechnik aus. So ist beispielsweise trotz äußerer Einflüsse wie Lärm- und Emissionsbelastung ein natürliches Lüftungskonzept gelungen.

 

Revitalisierung: Congress Center Hamburg

In Hamburg wurde das CCH – Congress Center Hamburg aus dem Jahr 1973 durch die Arbeitsgemeinschaft agn Leusmann/Tim Hupe Architekten grundlegend modernisiert und zukunftsfähig erweitert. Vor 50 Jahren galt der terrassenförmig angelegte Betonbau mit angeschlossenem Hotelhochhaus als eines der modernsten und größten Kongressbauten in Europa. Angepasst an die sich geänderten Anforderungen und gewappnet für eine steigende Anzahl an Kongressteilnehmenden wurde dieser Status im Zuge der Sanierung beibehalten.

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Durch die respektvolle Erweiterung erfüllt das Congress Center Hamburg heute rundum die Anforderungen der heutigen Zeit. © Piet Niemann

DNP Finalisten 24

Über die neue Eingangshalle werden alle Bereiche des 36.000 Quadratmeter großen Gebäudekomplexes erschlossen. © Piet Niemann

Eine neue repräsentative Eingangshalle ergänzt das denkmalgeschützte Ensemble inmitten der Stadt direkt neben der weitläufigen Parkanlage „Planten un Blomen“. Das vormals niedrige Foyer wurde durch ein imposantes stützenfreies Atrium abgelöst. Im Außenraum ergänzt der neue Gebäudeteil durch eine ausladende Ecke und überstehende Obergeschosse den Ursprungsbau und schafft eine räumliche Klammer für den neu geschaffenen Vorplatz.

Das Klimakonzept, welches die neue Fassade mit auskragenden Deckenplatten als Sonnenschutz ebenso einbezieht wie die intelligente Steuerung der Fassadenöffnungen, ermöglicht den Verzicht auf eine energieintensive Klimatisierung. Dank der gekonnten Anpassung an die veränderten Bedürfnisse in Verbindung mit einer energetischen Sanierung und dem respektvollen Umgang mit dem Bestand ist ein flexibler und zeitgemäßer Veranstaltungsort entstanden.

Umbaukultur: U-Halle in Mannheim

Die U-Halle in Mannheim ist ein ambitioniertes Beispielprojekt für eine zeitgemäße Umbaukultur. Das schlichte, 700 Meter lange ehemalige Distributionszentrum der amerikanischen Streitkräfte auf dem Spinelli Militärgelände wurde im Zuge der Bundesgartenschau BUGA 23 in einen prägnanten Ort mit Flächen für Veranstaltungen, Ausstellungen und Gastronomie verwandelt. Neben der Vermeidung eines temporären Neubaus für die BUGA-Ausstellung setzt der Entwurf vom Architekturbüro Hütten & Paläste spannende Impulse für eine zeitgemäße Nachnutzung, die neben der Vermeidung von grauen Energien zur Bewahrung der Identität des Ortes beiträgt.

DNP Finalisten 24

Die langgezogene Hallenstruktur wurde segmentweise aufgebrochen und ist heute mit der umliegenden Landschaft verwoben. © BUGA 2023 gGmbH

Die abwechslungsreiche Struktur schafft viel Raum für Begegnungen. © H7PHOTO

Ganz im Sinne einer langfristigen Nutzung ist die 20.000 Quadratmeter große Fläche mit viel Potenzial zur Weiterentwicklung über die Bundesgartenschau hinaus konzipiert. Entstanden ist ein, für weitere Lebenszyklen ertüchtigtes, multifunktionales und nachhaltig veränderbares Gebäude. Der Umbau wurde weitestgehend zirkulär ausgeführt, auch rückgebaute Teile wurden und werden in diesem Sinne wiederverwendet.

Durch das segmentweise Öffnen des vormals monotonen Hallengebäudes sind neben neuen Raumzusammenhängen entsiegelte und begrünte Freiräume zwischen den ausgebauten Teilen entstanden. Die damit verbundene starke Durchwegung der Struktur bindet die Landschaft ein und schafft eine direkte Verbindung zu den umliegenden Gebäuden.

Der 11. Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur

Aus zahlreichen Einreichungen bestimmte die einberufene Fachjury neun nominierte Projekte, von denen es am Ende drei in die Endauswahl geschafft haben. Wie bereits im vergangenen Jahr steht der vorbildliche Umgang mit dem Bestand im Fokus.

„Die drei Finalisten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur finden auf ganz unterschiedliche Weise Antworten auf eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der Erhalt von Bestandsbauten und deren sinnvolle Weiternutzung ist nicht nur elementar für das Erreichen der Klimaziele. Es geht auch immer darum, die Identität von Quartieren, Städten und Regionen durch eine gewachsene Baukultur zu stärken. Dieser Wert soll noch mehr ins Bewusstsein von Bauherrinnen und Bauherren gelangen, um Abriss zu vermeiden. Die Finalisten zeigen, wie der Bestandserhalt sowohl gestalterisch als auch gebäudetechnologisch für eine Weiternutzung hervorragend gelingen kann.“ Prof. Amandus Samsøe Sattler, DGNB Präsident und Juryvorsitzender des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur.

Im letzten Jahr wurde das Hotel Wilmina in Berlin vom ortsansässigen Büro Grüntuch Ernst Architekten mit dem renommierten Preis für nachhaltige Architektur ausgezeichnet. Das Hotel befindet sich in einem ehemaligen Frauengefängnis und wird von den Architekten selbst betrieben: Ein hervorragendes Beispiel für die Nachverdichtung im Gebäudebestand bei gleichzeitig verantwortungsvollem Umgang mit einem schwierigen Erbe.

Alle Finalisten und Gewinner der vergangenen 10 Jahre finden Sie hier.

Die Preisverleihung im Live-Stream

Am 24. November 2023 wird es also spannend: Wer erhält den derzeit wichtigsten Architekturpreis für nachhaltiges Bauen? Für alle, die am 23. und 24. November nicht vor Ort am 16. Deutschen Nachhaltigkeitstag teilnehmen können, besteht die Möglichkeit, die Veranstaltung im Live-Stream mitzuverfolgen. Weitere Informationen und das komplette Kongressprogramm finden Sie hier.

Die DGNB ist mit folgenden Beiträgen beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitstag vertreten:

23. November 2023, ca. 14:30 Uhr
Für gesunde Ökosysteme – Das neue DGNB Zertifikat für biodiversitätsfördernde Außenräume.

Dr. Anna Braune, Leiterin der Abteilung Forschung und Entwicklung bei der DGNB, gibt im Slot TransMission – Natur Einblicke in die Möglichkeiten zum Erhalt der Biodiversität im Baubereich.

24. November 2023, 13:30 Uhr
Vorbilder nachhaltiger Baukultur – die Verleihung des DNP Architektur 2024.

24. November 2023, ca. 15:10 Uhr
Don’t be afraid of change – Vom Umgang mit schlaflosen Nächten.
Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführende Vorständin DGNB hält im Abschlussplenum wie bereits 2021 und 2022 eine ihrer mitreißenden Keynotes.

1 Kommentare

  1. Liebe Christine Schröder und das Team der DGNB,

    als eine Agentur, die sich leidenschaftlich für Nachhaltigkeit im digitalen Marketing einsetzt, sind wir beeindruckt von der Auswahl der Finalisten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2024. Es ist inspirierend zu sehen, wie Architekturprojekte, die sich dem Erhalt und der sinnvollen Weiternutzung von Bestandsbauten widmen, durch Ihre Initiative eine angemessene Würdigung erfahren.

    Die von Ihnen vorgestellten Projekte – die Bundesgeschäftsstelle DAV in München, das Congress Center Hamburg und die U-Halle in Mannheim – stellen eindrucksvoll unter Beweis, wie die Architekturbranche auf kreative und innovative Weise die Herausforderungen der Nachhaltigkeit und des Bestandserhalts meistert. Besonders beeindruckend ist, wie diese Projekte nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch die Identität der jeweiligen Quartiere stärken und dabei neue, lebendige Räume für die Gemeinschaft schaffen.

    Ihr Engagement, durch den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur Projekte hervorzuheben, die sich für eine nachhaltige Baukultur stark machen, ist ein leuchtendes Beispiel für die positive Rolle, die Architektur in der Gesellschaft spielen kann. Es zeigt, dass nachhaltiges Bauen nicht nur eine Frage der Umweltfreundlichkeit ist, sondern auch eine des kulturellen und sozialen Wertes.

    Wir freuen uns darauf, die Preisverleihung im Live-Stream mitzuverfolgen und sind gespannt darauf, welche inspirierenden Ideen und Lösungen die Finalisten und zukünftigen Gewinner präsentieren werden. Ihre Arbeit ist ein unverzichtbarer Beitrag zur Förderung einer nachhaltigeren und bewussteren Bauweise, die für zukünftige Generationen von größter Bedeutung sein wird.

    Herzlichen Dank für Ihre unermüdliche Arbeit und viel Erfolg bei der bevorstehenden Preisverleihung!

    Mit nachhaltigen Grüßen aus Neuss,

    Šukri Jusuf

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