Gebäude prägen unsere Umwelt und wahren die Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Auch zum Erreichen der Klimaziele gilt es, den Bestand zu erhalten. In Berlin ist das jüngst geschehen: Mit der Revitalisierung eines über 130 Jahre alten Wohnhauses in prominenter Lage wurde bewiesen, dass eine Sanierung im Sinne von Denkmalschutz und Nachhaltigkeit gut funktioniert.
Am Berliner Kurfürstendamm reiht sich eine bunte Mischung an altehrwürdigen Gründerzeitbauten, Gebäuden der Nachkriegsmoderne und der Gegenwart aneinander. Unweit der berühmten Gedächtniskirche haben die Architekten vom ortsansässigen Büro Petra und Paul Kahlfeldt Architekten mit der Sanierung des 1889 erbauten Wohn- und Geschäftshauses Nummer 15 ein Stück Baugeschichte auf dem berühmten Boulevard, kurz Kudamm genannt, erhalten.
Das so genannte Mampe-Haus bildet heute zusammen mit zwei Neubauten das Gebäude-Ensemble „Gloria Berlin“. Auf insgesamt 19.800 Quadratmetern stehen hier Einzelhandel und Büroflächen zur Verfügung. Weichen mussten dafür ein Wohn- und Geschäftshaus sowie das namensgebende Kino „Gloria Palast“. Seit den 1930er Jahren wurden in dem geschichtsträchtigen Lichtspielhaus bedeutende Filme uraufgeführt. Für die beiden Neubauten zeichnen die Berliner Architekten von Ortner & Ortner Baukunst verantwortlich.
Mit einer ganzheitlichen Planung ans Ziel
Doch zurück zum denkmalgeschützten Bestand. Hier haben die Architekten ganze Arbeit geleistet. Das zuletzt als Hotel genutzte Haus strahlt seit Anfang des Jahres innen wie außen im Glanz vergangener Tage. Gleichzeitig steht hier ein zukunftsweisendes Gebäude par excellence. Der Bauherr, die Düsseldorfer Centrum Projektentwicklung GmbH, ließ die Immobilie nicht nur denkmalgerecht sanieren, sondern auch nach den Kriterien DGNB Systems für Sanierung von Gebäude zertifizieren.
Eine Besonderheit dieses Zertifizierungssystems ist, dass auch die speziellen Anforderungen denkmalgeschützter Gebäude explizit berücksichtigt werden. Mit Platin erreicht das Sanierungsprojekt das bestmögliche DGNB Zertifikat. Darüber hinaus ist es das erste, unter Denkmalschutz stehende Gebäude, das von der DGNB zertifiziert wurde.

Alt und Neu bilden nach der Sanierung im Gloria Berlin eine stimmige Einheit. © Stefan Müller
Rudi Purps, Geschäftsführer der Centrum Gruppe sagt zum erfolgreichen Abschluss: „Die DGNB Zertifizierung mit dem höchsten Level ist für uns ein großartiger Erfolg, auf den wir stolz sein können. Ein Baudenkmal, noch dazu über 130 Jahre alt, so originalgetreu wie möglich zu sanieren und gleichzeitig ein modernes und nachhaltiges Geschäftshaus zu errichten, bedeutet für Bauherren und Architekten immer eine große Herausforderung. Mit dieser hervorragenden Zertifizierung werden unsere intensive Arbeit und unser Engagement gewürdigt.“
Von der Sanierung zur zeitgemäßen Arbeitswelt
2016 wurde mit der Planung begonnen. Der historische Bestand blieb wo irgend möglich erhalten und wurde höchstens durch hochwertig puristische Materialien ergänzt beziehungsweise in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Das Dach, die neobarocke Fassade, Türen und Fenster wurden ebenso wie die Treppe instandgesetzt und nach den heutigen Anforderungen der Technik aufgearbeitet. Die Stuckdecken mit heute freigelegten Malereien, imposante Holzdeckenvertäfelungen und reich verzierte Kachelöfen zeugen nach ihrer Restaurierung einmal mehr von der Pracht der Gründerzeit. Ertüchtigt werden mussten im Wesentlichen die Bereiche Brand- und Schallschutz.
Als verantwortliche Architektin resümiert Prof. Petra Kahlfeldt das Projekt mit den Worten: „Dass es mit dem Umbau gelungen ist, das Haus für weitere 135 Jahre zukunftsfähig zu machen und dies unter Einhaltung der heutigen Nachhaltigkeitskriterien macht uns stolz!“
Während das Erdgeschoss dem Einkaufserlebnis vorbehalten ist, ist in den vier Geschossen darüber eine inspirierende Arbeitswelt entstanden. Ohne auf die Annehmlichkeiten der heutigen Zeit zu verzichten, genießen die Mieter darin die besondere Wirkung des Altbaus. Dank einer Planung ganz im Sinne der Nachhaltigkeit können sie sich zudem über gesunde Innenraumluft und ein behagliches Klima freuen.
Denkmalschutz und Nachhaltigkeit im Einklang
Beim Zertifizierungsprozess wurden Bauherr und Architekten von der DGNB-Auditorin Nina Peters von der Krefelder Büro für Beratung GmbH begleitet. Sie fasst das Projekt wie folgt zusammen: „Durch die fantastische Neubelebung des Baudenkmals im Sinne der Nachhaltigkeit ist dieses Bauvorhaben mein ganz persönliches Herzensprojekt. Dass wir im hervorragenden Zusammenspiel mit den Architekten Petra und Paul Kahlfeldt und dem engagierten Bauherrn die höchste DGNB Auszeichnung erhalten konnten, macht mich mehr als glücklich.“
Das nachhaltig wie gestalterisch gelungene Sanierungsprojekt tritt den Beweis an, dass es sich allemal lohnt den Bestand zu erhalten. Neben der baukulturellen Verantwortung rücken die Klimaziele damit ein Stück näher.

Die denkmalgerecht sanierte Fassade wurde gemäß heutigen Standards ertüchtigt. © Stefan Müller