Interview, Nachhaltiges Bauen
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Glasfassaden als Energieproduzent – Interview mit Reiner Mack (Onyx Solar)

Glas hat viele Funktionen. Aber Energieerzeuger? Unbedingt, wenn es nach DGNB Mitglied Onyx Solar geht. Im Interview spricht Deutschland-Chef Reiner Mack über die Bedeutung von Glasfassaden für Gebäude und die Möglichkeiten und Grenzen von Photovoltaik-Gläsern.

Reiner Mack, Geschäftsführer Onyx Solar Germany

Reiner Mack, Geschäftsführer Onyx Solar Germany

Felix Jansen (FJ): Lieber Herr Mack, was muss und was kann eine Glasfassade heute leisten?

Reiner Mack (RM): In erster Linie soll eine Glasfassade, als äußere Hülle, das Gebäude ganz allgemein vor Umwelteinflüssen wie Regen, Sonneneinstrahlung und Wind schützen. Hier unterstützt eine moderne Glasfassade ganz konkret bei der Wärmedämmung. Im Sommer soll die Glasfassade eine möglichst gute Beschattung bieten und so ein Aufheizen des Gebäudeinneren vermeiden. Das ist in heißen, sonnenreichen Ländern besonders wichtig. In unseren Breitengraden und hier speziell im Winter sind dagegen die darunterliegenden Gebäudeteile vor direkten kalten Luftströmungen zu schützen um ein Auskühlen der gesamten Gebäudehülle zu verhindern.  Moderne Glasfassaden beherrschen bereits unübersehbar das Erscheinungsbild architektonisch anspruchsvoller Städteplanung. Hohe Büro-, Industrie- und Wohngebäude bestimmen hier das Gesicht der Metropolen. Da liegt es nahe, dass die dabei verhältnismäßig großen Fassadenflächen auch zur Energieerzeugung verwendet werden.

FJ: Mit Ihren Produkten von Onyx Solar versprechen Sie Wärme- und Schallisolierung, UV-Filter, Sicherheitsglas und dazu eine nahezu kostenlose Erzeugung elektrischer Solarenergie. Dazu noch frei wählbare Transparenzgrade. Wie geht das?

RM: Zunächst muss man an dieser Stelle festhalten, dass ONYX Solar PV-Gläser in gleicher Weise hergestellt werden wie herkömmliche Fassaden- oder Fenstergläser. Damit sind auch alle erforderlichen Eigenschaften möglich. Der einzige Unterschied besteht darin, dass auf eine Glasschicht vor dem Laminier-Prozess eine fotoaktive Schicht mittels eines speziellen Verfahrens, der Dünnschicht-Technologie, aufgetragen wird. Der gewünschte Transparenzgrad wird durch hochpräzise Laserbearbeitung erreicht.


FJ: Stellvertretend für alle technischen Laien gefragt: Wie kommt die Energie aus dem Fenster ins Gebäude?

RM: Je nach Fassadenart werden verschiedene Anschlusssysteme verwendet. Bei einer Pfosten-Riegel-Anwendungen werden üblicher Weise Kantenanschlussverbinder verwendet. Diese sind relativ empfindlich bezüglich mechanischer Belastungen und werden durch die Konstruktion bestens geschützt. Für hinter lüftete Fassaden kommen überwiegend Rückwandanschlussdosen zum Einsatz welche im Idealfall in die Unterkonstruktion integriert werden und somit nahezu unsichtbar sind. Die genaue Position ist weitgehend variabel und wird im Einzelfall mit den Kunden abgestimmt.  Die einzelnen Glaseinheiten werden dann zu sogenannten Strängen zusammengefasst und dann zentral bei Einspeisebetrieb an entsprechende Wechselrichter, oder bei Speicherbetrieb und Eigennutzung an Batterie-Laderegler angeschlossen. Die Verteilung erfolgt dann wie gewohnt über Zähler an die jeweiligen Verbraucher.

Die Photovoltaik-Gläser im Einsatz | Quelle: Onyx Solar Energy S.L.

Die Photovoltaik-Gläser im Einsatz | Quelle: Onyx Solar Energy S.L.

FJ: Welchen Anteil am Gesamtenergiebedarf eines Gebäudes kann eine solche integrierte Photovoltaik-Lösung überhaupt abdecken?

RM: Je nach Gesamtfläche der Fassade und Ausrichtung des Gebäudes kann die gesamte benötigte Energie eines Gebäudes erzeugt werden. Die Verwendung von energieoptimierten Verbrauchern, zum Beispiel moderner Beleuchtungsmittel unterstützt das natürlich erheblich. Neben der Erzeugung der benötigten elektrischen Energie, hilft eine Glasfassade mit Photovoltaik-Eigenschaften sogar Energie zu sparen, insbesondere durch eine sinnvolle Nutzung natürlichen Tageslichts, aber auch durch eine signifikante Reduzierung der sonst üblichen Klimatisierungskosten.

FJ: In Ihrem Mitgliederprofil auf der DGNB Website haben Sie angegeben, dass es viele Mythen gäbe, die Sie unbedingt ausräumen wollen. Um welche Mythen geht es Ihnen?

RM: Der Hauptmythos ist sicherlich, dass eine Fassadenlösung mit PV-Gläsern viel teurer sei.
In Wirklichkeit liegt der Preis für unsere Gläser auf dem Niveau herkömmlicher Produkte.
Je nach Glaskonfiguration und Gesamtfläche wird heutzutage Materialparität erreicht.
Ein weiterer Mythos ist, dass Glasfassaden zur unverhältnismäßigen Aufheizung des Gebäudes beitragen und dadurch mehr Energie für die Klimatisierung benötigt wird als durch die biPV-Fassade erzeugt wird. Unsere Gläser mit PV-Eigenschaften tragen gerade durch die Photovoltaikschicht zur aktiven Abschattung bei – ohne zusätzliche Jalousien. Die Kosten für eine herkömmliche Abschattungsmaßnahme werden beim Vergleich sehr gerne vergessen weil unter anderem anfallende Betriebskosten für Reparatur, Reinigung und Sicherheitsschaltungen schwer zu greifen sind.

FJ: Vielen Dank für das Gespräch.

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Felix Jansen leitet die Abteilung PR, Kommunikation und Marketing bei der DGNB. Zuvor war der Kommunikations- und Medienwissenschaftler in zahlreichen Unternehmen und Organisationen für die Kommunikation verantwortlich, unter anderem für die internationale Start-up-Initiative CODE_n, die GFT Group, den Exzellenzcluster SimTech der Universität Stuttgart und die MFG Baden-Württemberg.

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2 Kommentare

  1. Interessant zu wissen, dass eine Glasfassade auch als Energieerzeuger dienen kann. Diese Investition kann also um eine Reduzierung der Klimatisierungskosten. Man sollte eigentlich diese Technik in jeder neuen Gebäude verwenden, damit es mehr nachhaltige Gebäude gibt.

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