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Nachhaltiges Bauen: Der europäische Weg

Die Grenzräume sollten keine Hindernisse sein, wenn es darum geht nachhaltiges Bauen in den Ländern Europas voranzutreiben. Deshalb fördert die Europäische Union im Rahmen ihrer Strukturpolitik die transnationale Zusammenarbeit mit dem Ziel einer integrierten räumlichen Entwicklung. Besser bekannt ist dieses Vorhaben unter dem Titel „Interreg B“. Welche Mehrwerte die europäische Zusammenarbeit schafft, haben jetzt in Stuttgart drei erfolgreich abgeschlossene Interreg-Projekte gezeigt.

In Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat die DGNB in der vergangenen Woche eine Vernetzungsveranstaltung zu Interreg B ausgerichtet. Das Programm fördert länderübergreifende Kooperationsräume hinsichtlich Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit bei Gebäuden, Quartieren sowie auf gesamtstädtischer Ebene. Mit der Veranstaltung sollten Experten aus Forschung und Praxis zusammengebracht und der Mehrwert europäischer Zusammenarbeit aufgezeigt werden. Es ging darum, über konkrete Fördermöglichkeiten und Förderwege zu informieren und im Erfahrungsaustausch Fragestellungen für zukünftige Projektaktivitäten zu diskutieren.

Drei Projekte mit Beispielcharakter

Das Besondere dieser über Grenzen hinweg stattfindenden Zusammenarbeit: Der gemeinsame Weg im Sinne nachhaltiger Bauweise. Diesen ist beispielsweise das Projekt AlpHouse/ AlpBC gegangen. So haben die Handwerkskammer München und Oberbayern zusammen mit ihren Partnern aus anderen Alpenländern Qualifizierungsmodule für lokale Architekten, Handwerker oder andere am Bau beteiligte Personen entwickelt. Ziel war es, die traditionelle Baukultur des Alpenraums und die Anforderungen an moderne Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsstandards miteinander zu verbinden.

„Wenn die Welt komplexer wird, müssen mehrere Köpfe denken“; ein Grundsatz, dem die Stadt Ludwigsburg in puncto Nachhaltigem Bauen folgt. In dem eigens gegründeten Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung werden seit Jahren aktiv nachhaltige Projekte mit europäischen Partnern realisiert.

Wissenszentrum Energie © Stadt Ludwigsburg

Wissenszentrum Energie © Stadt Ludwigsburg

So zum Beispiel im EU-Projekt Livinggreen.eu, bei dem Nachhaltigkeitszentren in fünf europäischen Ländern aufgebaut wurden. Ludwigsburg hat im Rahmen des Projekts das Wissenszentrum Energie im Herzen der Stadt eingerichtet.

In Bielefeld ist hingegen mit verschiedenen europäischen Partnern ein Leitfaden für die künftige Entwicklung von Gewerbeflächen und Unternehmensplanungen erstellt worden. Das Ziel war es, eine Studie zur Machbarkeit und Entwicklung eines Cradle-to-Cradle-Gewerbegebietes, also eines Gewerbegebietes, das in verschiedenen Wirtschaftskreisläufen gedacht wird, auf einer unbebauten Fläche zu realisieren.

Gesprächsrunde: Was macht erfolgreiche Interreg-Projekte aus? Dr. Bernd Diehl, CENTRAL EUROPE Contact Point Deutschland (CCP) am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden -- Dorothea Palenberg, blue! advancing european projects, München -- Albert Geiger, Leitung Referat Nachhaltige Stadtentwicklung, Stadt Ludwigsburg -- Daniel Zwicker-Schwarm, Institut für Systemisches Management und Public Governance, Universität St. Gallen (v.l.n.r.)

Was macht erfolgreiche Interreg-Projekte aus? – Gesprächsrunde im Rahmen der DGNB Veranstaltung „Nachhaltiges Bauen – die europäische Perspektive“

Die drei erfolgreich abgeschlossenen Interreg-Projekte stehen beispielhaft für viele weitere, die auf Basis europäischer Zusammenarbeit Mehrwerte schaffen konnten, die noch weit über das Ende des Förderzeitraums in den Regionen nachwirken.

Europa 2020: Die Zukunftsstrategie Europas

Interreg B ist auf die Ziele der Strategie „Europa 2020“ ausgerichtet. Das heißt mit Blick auf Gebäude, Quartier und Stadtentwicklung, dass ein intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum angestrebt wird. So dürfen beispielsweise nach der Europäischen Gebäuderichtlinie Neubauten ab 2020 praktisch keine Energiezufuhr mehr benötigen, die Treibhausgasemission soll reduziert und der Anteil erneuerbarer Energien erhöht werden.

Ziele, die wir mit dem DGNB System seit 2009 konsequent verfolgen und die nur erreichbar sind, wenn Nachhaltiges Bauen mehr und mehr zum Standard wird – nicht nur in Deutschland, sondern europaweit.

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Stephan Anders studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und der ETH Zürich mit dem Studienschwerpunkt „Städtebau & Stadtplanung“. Von 2009 bis 2015 war er akademischer Mitarbeiter und Doktorand am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart. Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind nachhaltige Stadt- und Quartierskonzepte. 2016 veröffentlichte er seine Dissertation mit dem Titel „Stadt als System“. Seit 2012 ist er für die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) tätig. Dort betreute er anfangs die Systementwicklung und die internationale Anwendung der Zertifizierungssysteme für nachhaltige Quartiere, die Ausbildung zum DGNB Auditor sowie die Hochschulkooperation. Seit 2017 leitet er die Abteilung System bei der DGNB, deren Kernaufgabe die nationale und internationale Anwendung des DGNB Zertifizierungssystems ist. Parallel dazu ist als Honorarlehrkraft für die Hochschule für Technik Stuttgart tätig.

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  1. Bauen ist unsere Zukunft, dass weiß jeder. Aber eine ganaue Planung ist noch wichtiger. Ein guter Beitrag muss ich sagen, es zeigt und echt wie wichtig für Europa bauen eigentlich ist.

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