Bildung, Diskurs
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„Es erleichtert den Schulalltag“ – Interview mit Thomas Stöckle (Schulverwaltungsamt Stuttgart)

Das berufliche Schulzentrum GPES im Stuttgarter Norden erreichte den DGNB Höchststandard Platin. Acht Jahre später blickt Thomas Stöckle, Leiter des Sachgebiets „Neu- und Erweiterungsbauten“ beim Schulverwaltungsamt der Landeshauptstadt Stuttgart, im Interview zurück, spricht über die Besonderheiten von Schulgebäuden, die Chancen und Herausforderung einer Zertifizierung und erklärt, was Schüler und Lehrer besonders schätzen.

Witold Buenger (WB:) Wie war die Situation vor dem Neubau?

Im Jahr 2002 beschloss der Gemeinderat Maßnahmen zur Verbesserung der Raumnot an den Beruflichen Schulen in Stuttgart. In den folgenden Jahren erarbeitete die Stadt ein Konzept für einen Schulneubau, der die Berufsschule für Gesundheit und Pflege mit der für die Bereiche Ernährung und Sozialwesen vereint. Wir haben dann einen Architekten- und Investorenwettbewerb ausgeschrieben und schnell wurde klar: Wir wollen ein zertifiziertes Gebäude mit höchster Auszeichnung.

(WB:) Was ist für Schulgebäude besonders wichtig?

Da sich in dem Gebäude ständig junge Menschen aufhalten, die konzentriert lernen sollen, spielt das Raumklima eine wichtige Rolle. Auch die Aufenthaltsqualität, nicht nur in den Unterrichtsräumen, sondern auch im Außenbereich für die Pausen, ist wichtig für den Lernerfolg. Ebenso die Akustik. Da es standortbezogene Auflagen gab und das Grundstück nicht erweiterbar war, waren auch Themen wie Flächeneffizienz wichtig.

Neubau mit Status Platin: die berufliche Schule für Gesundheit, Pflege, Ernährung und Sozialwesen (GPES) im Stuttgarter Norden.

(WB:) Wie hat die Zertifizierung den Bauprozess beeinflusst?

Wichtig ist ein reibungsloser Ablauf in der Zusammenarbeit mit dem Auditor. Das hat bei uns sehr gut geklappt. Alle Beteiligten fanden es spannend, zu sehen, wie vielfältig das System ist, nach dem zertifiziert wird. Unsere Fachplaner empfanden es als Bereicherung, sich den Anforderungen zu stellen, auch weil dies für sie selbst mit vielen neuen Erkenntnissen verbunden war. Der Generalübernehmer und sein Architekt standen zudem zu 100 % hinter dem Bestreben, die höchste Zertifizierungsstufe zu erreichen.

(WB:) Was war die größte Herausforderung bei dem Projekt?

Der Bauprozess als solcher lief eigentlich ziemlich gut. Schwieriger war die Inbetriebnahme. Ein Gebäudekomplex dieser Größe benötigt eigentlich zwei Jahre, eh alles eingespielt ist. Wir hatten nur ein halbes Jahr Zeit … was sehr wenig ist! Dementsprechend gab es bei Inbetriebnahme noch einige Bereiche im Gebäudemanagement, die noch nicht reibungsfrei liefen.

Gespräche vorm Abakus: Thomas Stöckle und Dr. Anna Braune, Leiterin des Bereichs Forschung und Entwicklung der DGNB.

(WB:) Wie stehen Sie heute, nach Fertigstellung, zu Gebäudezertifizierungen?

Mir hat die Herangehensweise gefallen: Das Gebäude und die Funktionalität wurden gesamtheitlich betrachtet und optimiert, also als komplexe Gemengelage interpretiert und bearbeitet. Das deckt sich mit meinem Verständnis von zeitgemäßem Bauen. Von daher bringt die Zertifizierung definitiv großen Mehrwert.

(WB:) Gibt es Feedback von Schülern, Lehrern oder Eltern? Wie sieht es aus?

Die Lehrer sind sehr angetan von der guten Akustik der Räume und Flure, denn das erleichtert den Schulalltag. Die Schüler loben regelmäßig den Außenbereich, der über einen Basketballbereich, eine Boulderwand, Rückzugsbereiche, Sitzgelegenheiten und weitere Pausenmöglichkeiten verfügt. An der Temperaturregulierung stoßen sich die Nutzer im Sommer allerdings. Das Gebäude hat keine Klimaanlage und im Hochsommer steigen die Innenraumtemperaturen an manchen Tagen schon sehr stark an. Daran wird sich allerdings vorerst nichts ändern, denn um Energie zu sparen, hat die Stadt Stuttgart erlassen, städtische Gebäude nicht aktiv zu kühlen.

Kategorie: Bildung, Diskurs

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Witold Buenger arbeitet bei der DGNB im Marketing und ist Projektleiter Produktkommunikation. Themen und Leistungen ansprechend und zielgruppengerecht aufzubereiten, auch Sonderthemen unterhaltsam und verständlich darzustellen, ist dabei ein Schlüssel zum erfolgreichen Arbeiten. Er studierte Medien- und Musikwissenschaft und arbeitete nach seinem Verlagsvolontariat in verschiedenen Unternehmen und Redaktionen.

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