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Antworten auf die Klimaschutzfrage – DGNB Präsident Prof. Alexander Rudolphi im Interview

Antworten auf die Klimaschutzfrage – DGNB Präsident Prof. Alexander Rudolphi im Interview

Wie kaum ein anderer hat Prof. Alexander Rudolphi die Entwicklung des nachhaltigen Bauens in Deutschland geprägt. Bei der DGNB ist er Initiator, Gründungsmitglied und Präsident der ersten Stunde. 2019 wurde er erneut in seinem Amt bestätigt. Wir haben mit ihm am Rande der Expo Real gesprochen, eine Momentaufnahme gemacht und nach vorne geblickt.

Das aktuelle Momentum, auch hervorgerufen durch die Fridays-for-Future-Bewegung, ist für Alexander Rudolphi nicht weniger als ein „Tritt in den Hintern“ der Etablierten. Gleichzeitig steige mit der zunehmenden Dringlichkeit der Klimaschutzfragen das öffentliche Bewusstsein und damit auch die Bereitschaft und Mehrheitsfähigkeit für Maßnahmen, die einschneidender sind, als wir es bisher gewohnt sind.

Klimaschutzpaket ist eine Enttäuschung

Wenig positive Worte findet er für das von der Bundesregierung vorgestellte Klimaschutzpaket. Zwar gebe es einige wenige Punkte, die in Ordnung sind, wie etwa die CO2-Bepreisung. Deren Höhe aber bezeichnet er als „Witz“. Zudem würden die damit gewonnenen Gelder falsch eingesetzt. Ziel müsse es sein, einen sich selbst verstärkenden Kreislauf hinzubekommen. Stattdessen erschöpfe sich das Paket in Einzelmaßnahmen.

Aufwändig, aber notwendig: Der Bestand als Schlüssel zum Klimaschutz

Dass es der Neubau bei der Klimaschutzfrage allein nicht rausreißt, ist klar. Beim dringend notwendigen Umgang mit dem Bestand sieht Rudolphi eine Reihe von Herausforderungen. So schaffe der Bestand zunächst einmal Verunsicherung durch die in Summe enorme Diversität. Diese mache es erforderlich, jede Gebäudegruppe einzeln zu betrachten und einem individuellen Optimierungsprozess zu unterwerfen. „Das ist aufwändiger, aber man kommt nicht drum herum“, so Rudolphi.

Ein zentrales Problem sieht er darin, dass es vom Staat kein vernünftiges Regelwerk für die Herangehensweise im Bestand gebe. Dieser laufe ein wenig als Anhängsel unter dem Neubau. Auch die aktuell angewandte Referenzbetrachtung sei schwierig. Es mache einfach keinen Sinn, dass alle Gebäude beispielsweise pauschal eine Fassadendämmung kriegen sollen. Entscheidend sei es, den Weg zum Ziel offenzulassen. Fortschritt erreiche man nicht mit einem Katalog zum Abhaken.

Blick nach vorne: Die Zeit läuft uns weg

Abschließend gab Rudolphi zu bedenken, dass die Prognosen, die vor zehn Jahren auch zur Gründung und Ausrichtung der DGNB geführt haben, heute nicht mehr stimmen: „Es geht schneller und ist drastischer“. Dementsprechend sieht er auch nicht mehr viele Möglichkeiten und Zeit, um die notwendigen Entwicklungen auf den Weg zu bringen, den Wandel auf demokratische Weise hinzubekommen sowie möglichst viele Menschen sozialgerecht mitzunehmen. Aus diesem Grund müsse sich auch die DGNB noch deutlicher und strenger positionieren als bisher.

Das komplette Interview mit DGNB Präsident Prof. Alexander Rudolphi gibt es hier:

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