Zum 27. Mal traf sich jüngst die versammelte Elite derer, die über das Klima verhandeln können/dürfen/müssen. Nach einigen deprimierenden COP-Erfahrungen in den vergangenen Jahren, habe ich mir meine Teilnahme in Ägypten gespart. Blickt man auf das Ergebnis, scheint dies die richtige Entscheidung gewesen zu sein.
Ich bin mir gar nicht sicher, was ernüchternder ist: Das Ergebnis der Verhandlungen bei der Weltklimakonferenz oder die Tatsache, dass ich nichts anderes erwartet habe. So wichtig der Impuls bei der COP in Paris im Jahr 2015 für die Weltgemeinschaft war, so wenig scheint davon übrig zu sein. Man hat das Gefühl, es versucht nicht mal mehr jemand ernsthaft, die Resultate schön zu reden. Zu offensichtlich ist es, dass diese nicht ausreichen.
Natürlich ist es richtig und wichtig, dass sich die EU an die Seite der betroffenen Länder gestellt hat und ein Klimafonds ins Leben gerufen wurde. Aber das ist natürlich trotzdem zu wenig und hätte doch bestenfalls schon in Vorbereitung auf die COP passieren können – ohne den Zauber drumherum.
All dies führt dazu, dass diejenigen, die sich seit Jahren für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen, ihre Enttäuschung nun ausdrücken. Und sie werden in ihrem Ton nochmals forscher. Jedes Jahr ein bisschen mehr. Andere werden vermutlich zufrieden sein. Genauer: Die 636 Öl- und Gaslobbyisten, die laut der Non-Profit-Organisation Global Witness vor Ort waren – 100 mehr als noch im vergangenen Jahr.
Auf dem Weg zur Nullerwartung
Natürlich trägt die COP dazu bei, dass das Thema oben auf die politische Agenda kommt. Und für viele Länder ist dies von existenziell großer Bedeutung. Doch hat sich das ganze Szenario zu einem Klimawanderzirkus entwickelt. Wer dort war, erzählt sich auch Jahre später noch davon. Aber nicht von dem, was vor Ort inhaltlich geleistet wurde, von Weichen, die gestellt, oder Maßnahmen, die initiiert wurden. Sondern von den schönen Erlebnissen mit Kolleginnen und Kollegen, die man endlich mal wieder getroffen hat. Zum Glück gibt es ja ausreichend Selfies, mit denen man sich an die schöne Zeit erinnern kann.
Aber was heißt das jetzt? Was kann man daraus ziehen? In erster Linie sicherlich die Erkenntnis, dass man seine persönliche Erwartungshaltung an die kommenden Weltklimakonferenzen auf null setzen sollte. Wer meint, dass es im Rahmen der COP zu einer wirklich großen, richtungsweisenden Entscheidung kommt, hat mindestens mal das Attribut gutgläubig verdient. Aber hey: Wenn man dann doch verrückterweise einmal positiv überrascht wird, umso besser!
Alle, die wirklich an einer Veränderung interessiert sind, sollten ihre Zeit lieber anders einsetzen. Wie?
- Mit aktivem Gestalten in dem Wirkungskreis, den man selbst beeinflusst.
- Mit konkretem, pragmatischem Handeln, in dem ein „Haben wir immer schon so gemacht“ keinen Platz mehr hat.
- Mit dem Überzeugen von Skeptikern im Kleinen statt auf globaler Bühne. Ja, das ist anstrengend, aber hier liegen wesentliche Hebel.
- Und mit Begeisterung! Denn wer für das Thema brennt, dem fällt es deutlich leichter auch andere zu begeistern.
Der obligatorische Hinweis, dass dies alles möglichst sofort und umfassend passieren muss, darf auch bei mir zum Schluss nicht fehlen. Aber ich bin fest überzeugt, dass wir jeden Tag enorm viel bewegen können, wenn wir Ideologien bei Seite lassen. Dafür brauchen wir keine künstlich inszenierte Manege.
Liebe Frau Dr. Lemaitre,
das ist leider nur zu wahr und ja, wir müssen es eben im kleineren Rahmen anpacken, da bin ich ganz bei Ihnen.
Beste Grüße
Gaby Kunzelmann
(DGNB Consultant)