Nachhaltige Gebäude müssen sich daran messen lassen, wie wirtschaftlich erfolgreich sie sind – daran führt kein Weg vorbei. Für uns heißt das: Neben der Ökologie und der soziokulturellen und funktionalen Qualität ist die ökonomische Qualität das dritte zentrale Standbein im DGNB System. Eine wesentliche Rolle im Themenfeld Ökonomie spielt das Kriterium „Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus“.
Mit 10 Prozent Anteil an der Gesamtbewertung ist es das Kriterium mit dem größten Gewicht überhaupt. Zurecht, denn es hilft dabei, die Frage nach den Kosten ehrlich, weil mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus zu stellen. Und es räumt auf mit dem Gerücht, dass nachhaltiges Bauen teurer sein muss als konventionelles.
Unsere ganze Erfahrung der letzten 10 Jahre haben wir im Vorfeld zur Version 2018 auf den Prüfstand gestellt und uns einfach mal gefragt: Warum machen wir das überhaupt? Welche Veränderungen wollen wir erreichen? Was für einen Sinn hat es zum Beispiel, die späteren Reinigungskosten für die Bewertung der Nachhaltigkeit eines Neubaus im Blick zu haben?
Der Kostenblick geht über die Bauphase hinaus
Die Rechnung ist inzwischen hinlänglich bekannt: Die Kosten für den Betrieb eines Gebäudes übersteigen die Erstellungskosten bei weitem. Und: Die Weichen für die Betriebskosten werden zu einem großen Teil bei der Planung und beim Bau eines Gebäudes gestellt. Insofern ist es nur konsequent und logisch, von vornherein für ehrliche Transparenz über die gesamten Lebenszykluskosten zu sorgen und sich bereits in der Planungsphase die Fragen zu stellen, die später möglicherweise teuer zu Buche schlagen.
Mit der Version 2018 geben wir genau dafür eine Hilfestellung. Welche Faktoren sind es, die die Lebenszykluskosten beeinflussen und wie lassen sich Stellschrauben „richtig“ drehen? Wir haben neue Benchmarks gesetzt, die zeigen, welche Werte ein „gutes“ Gebäude erzielt – und welche Strategien es gibt, diese Benchmarks und die damit verbundenen Zielwerte innerhalb der Zertifizierung zu erreichen. Wir wollen es Architekten, Planern und Bauherren so leicht wie möglich machen, die Fäden vollständig in der Hand zu halten, mit einem klaren Blick auf die langfristigen Konsequenzen ihrer Planungen.
Es ist essentiell, sich in der frühen Planungsphase mit den Folgekosten auseinanderzusetzen und nach Varianten zu suchen, die die Lebenszykluskosten sinken lassen. Denn zu diesem Zeitpunkt können Änderungen noch relativ leicht und kostengünstig vorgenommen werden. Wer jetzt die richtigen Fragen stellt, wie etwa: Wie einfach sind große Glasflächen zu reinigen? Wie aufwändig ist etwa die Wartung der technischen Anlagen? Gibt es eine Instandhaltungsplanung? Lassen sich Kosten für Energie, Wasser und Abwasser minimieren? – der weiß auch langfristig, welche Kosten im Betrieb auf ihn zukommen.
Ein Pluspunkt für die Betreiber
Ein Novum der Version 2018 ist der Mehrwert, der sich für die Betreiber von Gebäuden ergibt. Aus den Daten, die ohnehin im Prozess anfallen, können die für den Betrieb wichtigen Inhalte leicht gezogen werden. Betreiber erhalten sozusagen einen Fahrplan über aufkommende Kosten und wissen damit ziemlich genau, womit sie in Zukunft rechnen müssen. Vor dem Hintergrund, dass auch Betreiber mit Zielvereinbarungen arbeiten müssen, gibt es jetzt mit dem DGNB System auch eine wirksame Hilfe für den realen Betrieb nach der Fertigstellung.
Punkte einstreichen
Wer sich so früh und so intensiv wie möglich mit den Kosten beschäftigt, etwa in Form berechneter Entwurfsvarianten, kann bereits 20 Prozent der Punkte in diesem Kriterium erreichen. Für alle Aspekte gibt es zudem Empfehlungen, wie die Punktzahl erzielt werden kann.
Wir wollen eine Planungskultur stärken, die sich fragt: Wie können wir’s noch besser machen? Deshalb ist uns der Weg besonders wichtig. Bei den rechnerischen Methoden haben wir uns sehr geöffnet, um den Prozess einfacher zu machen. Ob die Dokumentation nach unserem System erfolgt oder andere nachprüfbare Vorgehen angewandt werden, ist – zumindest bei einigen Indikatoren – egal.
Wir sind fest davon überzeugt, dass nachhaltiges Bauen nicht teurer sein muss als das, was heute noch als konventionell gilt. Da lohnt sich doppelt, sorgfältig vorzuplanen und von Anfang an alle Daten auf dem Tisch zu haben.