Was kann oder muss ein Navigator leisten? Wege aufzeigen durch unbekanntes Terrain. Orientierung bieten im Chaos. Transparenz schaffen, wo eben jene fehlt. In der Welt der Bauprodukte will eben das der DGNB Navigator schaffen – immer mit Blick auf die Nachhaltigkeitsmerkmale der Produkte. Vor vier Jahren haben wir die Online-Plattform gestartet mit dem Ziel, durch umfassende Produktinformationen die Planung und Zertifizierung nachhaltiger Gebäude zu erleichtern. Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.
Für diese Zwischenbilanz und vor allem zur Festlegung der Aufgaben, die sich für uns daraus ableiten, haben wir vor einigen Wochen die DGNB Mitglieder zu einer Impuls Session eingeladen. Im offenen Dialog wollten wir herausfinden, wo es im Navigator-Getriebe noch hakt und an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, um das Maximale aus der Plattform für alle Interessensgruppen herauszuholen.
Das Wichtigste vorweg: Egal ob Architekten, Planer, Auditoren oder Bauproduktehersteller – wir teilen eine gemeinsame Vision für den Navigator.
Gleichzeitig hat die Impuls Session gezeigt, dass die einzelnen Zielgruppen sehr unterschiedliche Erwartungen an die Plattform „Navigator“ stellen.
- Architekten und Planer möchten Produkte suchen und finden, die mit den Kriterien des DGNB Systems bestmöglich korrespondieren.
- Auditoren möchten den Dokumentationsprozess bei der Zertifizierung durch passgenaue Informationen erleichtert wissen, idealerweise gleich elektronisch in die Unterlagen einfügen.
- Für den Bauproduktehersteller wird der Navigator dann relevant, wenn dieser von möglichst vielen Planern verwendet wird und diese dann die darin enthaltenen Produkte auch in den Bauvorhaben einsetzen.
Status Quo und eine Reihe von Impulsen
Vier Jahre ist der DGNB Navigator nun online verfügbar. Das Interesse vom Markt am Navigator ist da, so viel können wir heute sagen. Die Website wird gut besucht.
Gleichzeitig wissen wir selbst, dass die Zahl der eingestellten Produkte und die Vollständigkeit der verfügbaren Produktdaten noch nicht ausreichend ist. Um der oben formulierten Vision des DGNB Navigators Schritt für Schritt gerechter zu werden, haben wir einiges zu tun. Der Input, den wir hier von unseren Mitgliedern bekommen haben, war sehr hilfreich. Die wichtigsten Impulse, die wir aus unserer Veranstaltung mitgenommen haben, sind Folgende:
- Die Bedienbarkeit sollte verbessert werden.
- Bei den anzugebenden Produkt-Informationen sollten wir uns auf die wirklich relevanten Punkte fokussieren.
- Der Zugang zum Navigator sollte erleichtert werden, etwa indem wir auf eine Registrierung verzichten.
- Der Aufwand für das Einstellen der Daten sollte reduziert werden, damit dieser den Mehrwert durch den Navigator nicht negativ aufwiegt.
- Wenn möglich, sollten der Navigator um Daten für andere Zertifizierungssysteme erweitert werden, um die Nutzungsrate der Plattform zu erhöhen.
Eine weitere wichtige Anregung, die wir von einem Auditor mitgenommen haben, ist die Frage nach der Datenqualität und eine etwaige Haftung für die Korrektheit der Informationen im Navigator.
All diese Punkte werden wir genauer prüfen, ob und wie schnell sie sich tatsächlich umsetzen lassen.
Das große Missverständnis: DGNB Navigator zertifiziert keine Produkte!
Abschließend möchte ich noch auf einen Aspekt hinweisen, der bei der Diskussion um den DGNB Navigator ganz zentral ist: Der tatsächliche Leistungsumfang der Plattform.
Wichtig: Der Navigator zertifiziert keine Produkte und nimmt keine absolute Produktbewertung vor. Was die Plattform hingegen leisten kann, ist eine Einstufung nach Qualitätsstufen der DGNB. Dabei geht es um das Kriterium „Risiken für die Umwelt“, in dem Materialien und Produkte in vier Qualitätsstufen klassifiziert werden und insofern unmittelbaren Einfluss auf die Gebäudezertifizierung haben.
Die Einschränkung dabei: Bei den Qualitätsstufen, die in den Datenblättern im Navigators angegeben sind, werden lediglich die inhärenten Produkteigenschaften bewertet. Im Rahmen der Zertifizierung spielt jedoch die Art der Anwendung eine entscheidende Rolle. Mit welchen anderen Stoffen, Bauprodukten oder Zubereitungen ein Produkt verarbeitet wurde, hat unmittelbaren Einfluss darauf, ob dessen positive Qualitätsstufe in vollem Umfang in die Zertifizierung mit einfließen kann.
In diesem Sinne schafft der Navigator Transparenz und durchaus auch eine Vergleichbarkeit von Produkten, eben nach dem für die Zertifizierung relevanten DGNB Kriterium mit dem Kürzel ENV 1.2. Allerdings ist der direkte Einfluss auf die Gebäudezertifizierung durch die Informationen im Navigator nicht pauschal vorhersagbar.
Dies ist ein ganz zentraler Aspekt, wenn wir über die Zukunft des DGNB Navigators diskutieren.
Wie geht es weiter mit dem DGNB Navigator?
Die Impuls Session war für uns ein erster Schritt. Diesen Dialog möchten wir unbedingt weiterführen. Dann auch mit mehr Architekten. Unser Ziel ist es, ein Angebot zu schaffen, das allen Beteiligten echten Mehrwert bietet. Ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen, den DGNB Navigator weiter zu optimieren und am Markt noch besser zu institutionalisieren – zum Nutzen von Auditoren, Planern und Herstellern gleichermaßen. Hierbei freuen wir uns über jeden weiteren Impuls, der genau dazu beitragen kann.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin aktuell im letzten Semester meines Bauingenieurstudiums und habe durch meine Tätigkeit als Werkstudent ebenfalls einige Male die Themen der DGNB Zertifizierung mit betreut (meist Materialökologie auf der Baustelle). Ich erarbeite seit circa 2 Jahren Ansätze zur Verbesserung dieser Thematik und schreibe auch meine Abschlussarbeit darüber. Trotz der Tatsache, dass ich eventuell recht unerfahren bin, was solche Vorgänge angeht, würde ich Ihnen diese Ausführungen einmal vorstellen und eventuell ist ja etwas dabei, was Ihnen gefallen würde. Um Kontaktaufnahme via E-Mail wird gebeten.
Beste Grüße
Marcel Bredow