Forschung, Nachhaltiges Bauen
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Barrierefrei bauen ist teurer: ein hartnäckiges Vorurteil

Barrierefrei bauen ist teurer: ein hartnäckiges Vorurteil

Barrierefreiheit ist bei der Planung von Gebäuden aller Art ein zentraler Aspekt. Jedoch steht – bei allen Vorteilen, gesetzlichen Vorgaben und guten Gründen für eine solche Gestaltung – oftmals die Angst vor Mehrkosten im Raum. Eine Studie mit Fokus auf Wohnbauten zeigt, dass diese bei vorausschauender Planung aber überschaubar sind.

Die Studie liefert Daten und Fakten zum Stand des barrierefreien Bauens in Deutschland. Zusätzlich blickt eine aktuelle Online-Umfrage auf die Erwartungen und Einschätzungen der Branche.

Die Studie liefert Daten und Fakten zum Stand des barrierefreien Bauens in Deutschland. Zusätzlich blickt eine aktuelle Online-Umfrage auf die Erwartungen und Einschätzungen der Branche.

Die Vorteile des barrierefreien Bauens liegen auf der Hand: Es erhöht die Attraktivität von Gebäuden grundsätzlich für alle Personengruppen, insbesondere für Menschen mit motorischen, sensorischen und kognitiven Einschränkungen. Es ermöglicht ihnen, unabhängig von ihrer persönlichen Situation, uneingeschränkten Zugang zur gebauten Umwelt und erhöht somit die Selbstständigkeit aller Nutzer sowie die Familienfreundlichkeit. Barrierefreiheit ist daher – gerade im Hinblick auf die demografische Entwicklung – elementarer Teil einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Planung. Hier stellt sich die Frage, warum nicht viel häufiger konsequent barrierefrei gebaut wird. Ein Grund: die Angst vor Mehrkosten.

Angst vor Mehrkosten ist der Erfahrung nach unbegründet

Barrierefrei bauen: Angst vor Mehrkosten wird als häufigstes Hemmnis genannt.

Barrierefrei bauen: Angst vor Mehrkosten wird als häufigstes Hemmnis genannt.

Die bfb barrierefrei Trendstudie 2019 zeigt am Beispiel von Wohnbauten, dass insbesondere die Angst vor Mehrkosten die konsequente Umsetzung hemmt. Fast 90 Prozent aller Befragten nennen die befürchteten Kosten als relevanten Faktor. Gleichzeitig zeigt die Befragung aber auch, dass die Mehrkosten der Erfahrung nach überschaubar sind. Ein Viertel gibt an, dass bei einer vorausschauenden, bedarfsgerechten Planung barrierefreies Bauen nahezu kostenneutral möglich ist. Bei einem weiteren Drittel liegen die Mehrkosten in der Regel bei maximal fünf Prozent. Nur etwa zehn Prozent geben Mehrkosten von bis zu 25 Prozent an.

 

Die Erfahrung zeigt: Die Mehrkosten für barrierefreies Bauen sind überschaubar.

Die Erfahrung zeigt: Die Mehrkosten für barrierefreies Bauen sind überschaubar.

Zwar beruhen die erhobenen Daten auf einer Befragung und legen den Fokus auf den Bereich Wohnen, dennoch können die Ergebnisse als Indiz betrachtet werden, dass der Kostenfaktor kein Grund ist, vor Maßnahmen für eine umfassende Barrierefreiheit zurückzuschrecken. Im Gegenteil. Werden Grundsätze des barrierefreien Bauens bereits bei der Planung von Baumaßnahmen berücksichtigt, unabhängig davon, ob zu diesem Zeitpunkt Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen das Gebäude nutzen, können durch vorausschauende Lösungen die Kosten für eine erforderliche Anpassung und einen aufwändigen Umbau weitgehend vermieden werden.

Auf die Planung kommt es an

Hilfreich ist hier im Zuge der Planung die Barrierefreiheit im Rahmen eines Gesamtkonzepts zu betrachten. Im DGNB System ist Barrierefreiheit in sämtlichen Nutzungsprofilen (außer beim Profil Neubau Industriebauten) als eigenes Kriterium in der soziokulturellen und funktionalen Qualität geführt. Bereits ab der zweiten von fünf Qualitätsstufen, also sobald die DGNB Mindestanforderungen an die Barrierefreiheit überschritten werden, ist hier ein solches Konzept Voraussetzung. Die Herangehensweise stellt sicher, dass bereits früh im Planungsprozess der projektspezifische der Umfang der umzusetzenden baulichen Anforderungen und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt erforderliche Nachrüstungen erarbeitet werden. Das sichert Transparenz im Planungsprozess – auch mit Blick auf die Kosten.

Zudem lohnt es sich, Beratung von Fachleuten zur Umsetzung der Planung sowie der projektbegleitenden Beratung hinzuzuziehen. Die Erfahrung zeigt, dass die unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen des barrierefreien Bauens vielschichtig sind und damit verbundenes Fachwissen erforderlich ist. Eine umfangreiche Zusammenstellung der rechtlichen Grundlagen sowie der weithin anerkannten Regeln der Technik sind zudem im Leitfaden Barrierefreies Bauen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zu finden. Der Leitfaden kann als „Checkliste“ im gesamten Planungsablauf Hilfestellung leisten.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie auch hier.  Mehr zur Barrierefreiheit im DGNB System für den Gebäudeneubau gibt es hier und für ganze Quartiere hier.

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