Die 2001 gegründete Chinese Landsea Group gehört zu den Top 100 Immobilienentwicklern des Landes und ist auf Green-Tech-Immobilien spezialisiert. Xie Yuanjian, Vizepräsident und CTO, spricht in unserem Interview über die Situation seines Unternehmens in China, die Entwicklung des nachhaltigen Bauens und die Bemühungen, die Branche zum Besseren zu verändern.
Witold Buenger: Welche Bedeutung hat die Förderung nachhaltigen Bauens für die chinesische Bauindustrie?
Xie Yuanjian: Es ist bekannt, dass der globale Klimawandel, die Umweltverschmutzung und die Energiekrise gemeinsame Herausforderungen der gesamten menschlichen Gesellschaft sind. Laut Statistiken des Ministeriums für Wohnungsbau und städtisch-ländliche Entwicklung entfallen weltweit mehr als 40 % des Energieverbrauchs und 21 % der Treibhausgasemissionen auf die Bauindustrie. Im Jahr 2018 sind die CO2-Emissionen Chinas um 2,5 % gestiegen und machen 31,3 % der globalen Kohlenstoffemissionen aus.
Darüber hinaus machte der Energieverbrauch von Gebäuden in China ein Drittel des weltweiten Gesamtverbrauchs aus. Und jährlich können 40 % des gesamten städtischen Abfalls als Bauschutt zugeordnet werden. Daher ist es für China zwingend erforderlich, sowohl den Energieverbrauch als auch die Kohlenstoffemissionen seiner Bauindustrie zu reduzieren. Es wird auch davon ausgegangen, dass die Anstrengungen Chinas ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf die globale nachhaltige Entwicklung haben werden.

Mit Aussicht: geplanter Balkon eines Wohnhochhauses in Chengdu, Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan . © Landsea Group
Wie sieht die Philosophie von Landsea in Bezug auf nachhaltiges Bauen denn aus?
Seit der Verabschiedung der Differenzierung grüner Produkte als Entwicklungsstrategie im Jahr 2004 hat Landsea immer wieder neue Wege im Bereich innovativer grüner Bautechnologien beschritten, um durch entsprechende Lösungen grüne und gesunde Wohnprodukte mit geringem Energieverbrauch und gutem Komfort für seine Kunden anzubieten.
Auch in Zukunft wird Landsea an seiner Kernphilosophie des „Bauens von Häusern für Menschen“ festhalten, weiterhin technologische Innovationen vornehmen und neue Produktgenerationen entwickeln, um den wachsenden Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden. Nicht nur um grüne und gesunde Wohnprodukte anzubieten, sondern auch um eine ökologisch lebenswerte gebaute Umwelt zu schaffen.
Warum hat sich Landsea für eine Zusammenarbeit mit der DGNB entschieden?
Meiner Meinung nach sind Green Buildings, die nicht auf den wirtschaftlichen Aspekt achten, nicht wirklich „grün“. Das Zertifizierungssystem der DGNB bewertet nicht nur die technische Leistung von Green Buildings, sondern berücksichtigt auch umfassend die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte von Gebäuden und ersetzt damit die derzeit fehlende Ökobilanz auf dem chinesischen Markt. Deshalb ist Landsea DGNB Mitglied geworden und ist seit den frühen Anfängen ein wichtiger Partner der DGNB in China.
Als Ausgangspunkt erhielt das Landsea Bruck Passivhaus als erstes Passivhaus-Hotelprojekt in China im Jahr 2012 die DGNB Zertifizierung. Über Jahre hinweg hat Landsea die Zusammenarbeit mit der DGNB auch bei Projektzertifizierungen, Beraterschulungen und anderen relevanten Themen fortgesetzt. Nachdem die Menschen unter der COVID-19-Krise gelitten haben, besteht kein Zweifel daran, dass die Menschen dem grünen und gesunden Wohnen mehr Aufmerksamkeit schenken werden. Wir glauben, dass unsere Zusammenarbeit in einer solchen neuen Situation eine breitere Entwicklungsperspektive einleiten wird.

Viele Projekte der Gruppe sind im großformatigen Stil geplant. © Landsea Group
China hat ein riesiges Territorium, die geographischen und klimatischen Bedingungen sind je nach Ort sehr unterschiedlich. Wie stellt Landsea sicher, dass Nachhaltigkeit für Gebäude im ganzen Land gleichwertig realisiert werden kann?
Da Landsea mit der enormen Größe Chinas konfrontiert ist, wendet das Unternehmen das Prinzip der „Anpassung der Maßnahmen an die lokalen Bedingungen“ an, um die Nachhaltigkeit seiner Gebäude zu gewährleisten. Dies beruht auf Landseas langjährigem Konzept der grünen und nachhaltigen Entwicklung.
Wenn Landsea ein neues Projekt in einer Stadt durchführt, wird unser Projektteam zunächst die meteorologischen Daten der Stadt studieren, um die lokalen Klimaeigenschaften zu analysieren. Dann passt unsere Planung den Entwurf der Häuser an die lokale Temperatur, das Klima und andere Eigenschaften der jahreszeitlichen Veränderungen an. Um zum Beispiel ein Haus in Nordchina zu bauen, ist es notwendig, eine sehr gute Wärmedämmung zu gewährleisten, für ein Haus in Hongkong wird der Schwerpunkt dann auf Techniken der Entfeuchtung, Abkühlung sowie Beschattung verlagert. Im Fall eines Hauses in Chengdu ist es wichtig, über die Reduzierung von Dunst und Feuchtigkeit nachzudenken und um ein Haus in Peking zu bauen, sind zweifellos die Schlüsselthemen Luftbefeuchtung und Hitzeschutz.
Landsea hat erfolgreiche Fälle von grünen Wohnprojekten in allen fünf großen Klimazonen Chinas umgesetzt. Darüber hinaus arbeitete Landsea auch eng mit der lokalen Regierung zusammen und beteiligte sich aktiv an der Formulierung lokaler Normen für grünes Bauen.

Geplanter Gebäudekomplex von Landsea in der ostchinesischen Stadt Changshu. © Landsea Group
Wie stellt Landsea bei Wohnprojekten die Lebensqualität der Gebäudenutzer sicher?
Landsea führt fast jedes Jahr in verschiedenen Regionen Wohn- und Verbraucherbefragungen durch, um ihre aktuellen Lebensbedingungen, Verhaltensweisen und Anforderungen an das Wohnumfeld zu verstehen, sodass Produktinnovationen gezielt gefördert werden können.
Danach wird, je nach Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen, der Verhaltenscharakteristika der Verbraucher und der Wohnansprüche das architektonische Konzept „Gebäude als Basis, Ausstattung als Ergänzung“ entsprechend den örtlichen Gegebenheiten implementiert. Wenn die Voraussetzung des „guten Bauens“ erfüllt ist, können die Zusatzwerte „Gesundheit, Komfort, Energieeinsparung, Umweltfreundlichkeit, Intelligenz und Sozialkultur“ als Plus zur Aufwertung des Produktes umgesetzt werden, um das Wohnumfeld und den Wohnkomfort umfassend zu verbessern.