Expo Real, Nachhaltiges Bauen, Phase Nachhaltigkeit
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„Gute Architektur ist ohne Nachhaltigkeit nicht denkbar“

„Gute Architektur ist ohne Nachhaltigkeit nicht denkbar“

Unter dem Titel „Nachhaltige Architektur der Zukunft“ sprach DGNB Vorstand Dr. Christine Lemaitre im Rahmen der Expo Real 2019 mit vier Architekten über ihre Verantwortung, aktuelle Trends und Strategien, wie Nachhaltigkeit im Bauen zum neuen Normal werden kann.

Wenn Markus Müller, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, Stefan Rappold von Behnisch Architekten, Stefan Sinning von Henn Architekten und Gerhard Wittfeld von kadawittfeldarchitektur über nachhaltige Architektur diskutieren, ist das Warum längst geklärt. „Gute Architektur ist ohne Nachhaltigkeit nicht denkbar.“ Da sind sich alle einig. Und wenn Müller von Gebäuden spricht, die „lange haltbar, in unterschiedlichen Kontexten funktionieren und so entworfen sind, dass Menschen sie gut finden – aufgrund der Materialität, ihrer Bedeutung für die Stadt und einer Funktionalität, die Sinn macht“, fragt man sich, warum nicht alle Bauherren sofort „Hier“ schreien, warum Nachhaltiges Bauen nicht längst zum logischen Normal geworden ist.

Klimaschutz ist en vogue

Immerhin: „Greta ist unseren Köpfen. Das merkt man auch bei unseren Bauherren“, sagt Sinning. Doch zwischen der Befürwortung von Klimaschutz und der tatsächlichen Maßnahme klafft nach wie vor häufig ein tiefer Graben. Die Diskussionsteilnehmer sprechen aus Erfahrung, alle setzen sich seit Jahren für Nachhaltigkeit in der Architektur ein und haben bereits vorbildhafte Projekte realisiert.

Die große Frage nach dem Wie

Die brennenden Fragen im Kontext nachhaltiger Architektur der Zukunft beginnen also nicht mit Warum, sondern mit Wie. Wie schaffen wir es, das Thema in die Breite zu tragen? Wie erreichen wir den klimaneutralen Gebäudebestand ohne entscheidende Unterstützung von der Politik? Und vor allem: Wie überzeugt man die Bauherren? Schnell wird klar: Den einen Weg gibt es nicht. Stattdessen haben die Architekten individuelle Strategien und zukunftsweisende Ideen.


„Nachhaltige Architektur der Zukunft“: Die Diskussionsrunde ungekürzt und in voller Länge 

Zu einem guten Ende gehört ein guter Beginn

Sinning sieht den Schlüssel zum Erfolg im ambitionierten Projekteinstieg und schreibt diese Aufgabe den Architekten zu: „Es ist unsere Aufgabe erstmal die Ideen zu platzieren, die das Zugpferd für das Projekt sind. Und die Latte muss natürlich hoch sein, über die dann alle springen müssen.“ Er betont zudem die Notwendigkeit von fundiertem Wissen und die Teamarbeit. Henn Architekten hat eigens eine Projektgruppe für das Thema Nachhaltigkeit etabliert.

Rappold sieht das ähnlich: Wenn Nachhaltigkeitsziele nicht am Anfang festgelegt würden, „kriegen wir das nie wieder rein.“ Es sei schwierig genug, die Qualität zu halten. Für die Zukunft wünscht er sich mehr Kreativität und Informationsaustausch, um das Thema gemeinsam anzugehen. Gleichzeitig brauche man „Leuchttürme, die einen Schritt weitergehen und Maßstäbe setzen“.

Mehr faktenbasierte Entscheidungen

Das Gegenplädoyer liefert Gerhard Wittfeld: „Man sollte dem Partner die Chance geben, mit dem Projekt zu wachsen“. Er habe gute Erfahrungen damit gemacht, Nachhaltigkeitsaspekte im Prozess zu implementieren. Die Abwehrhaltung entstehe durch die zu große Komplexität gleich zu Beginn. Prozesshaftigkeit, Glaubwürdigkeit und Öffentlichkeit sind für ihn Schlüsselbegriffe für den Berufsstand der Architekten. Er hebt zudem den praktischen Nutzen und Erkenntnisgewinn hervor: „Dass der Krankenstand im Gebäude runtergeht, ist zum Beispiel so ein Argument, mit dem wir alle abholen.“

Schulterschluss und Fokussierung

Markus Müller betont zum Schluss das hohe Gestaltungspotenzial im Bauen: „Wir müssen Architektur als Innovationsbranche verstehen, die Zukunft denken und optimistisch rangehen.“ Dabei hat er nicht nur den Hochbau im Blick, sondern insbesondere auch übergreifende Strategien im städtebaulichen Kontext. Für das große Ganze brauche es allerdings das gemeinsame Verantwortungsgefühl der Architekten – und über all das muss man auch sprechen, um weiterzukommen und um Gräben flächendeckend zu schließen.

Es ist Zeit für die „Phase Nachhaltigkeit“

Informations- und Erfahrungsaustausch, Schulterschluss und eine gemeinsame Basis – das sind alles Themen, die eine neue Initiative bündeln soll: Die Rede ist von der „Phase Nachhaltigkeit“. Gemeinsam mit der Bundesarchitektenkammer hat die DGNB die Initiative ins Leben gerufen und auf der Expo Real 2019 offiziell gestartet. Einzelinterviews mit Markus Müller, Stefan Sinning und Stefan Rappold finden Sie auf unserem Youtube Kanal.

Phase Nachhaltigkeit Unterzeichner

Der Startschuss der Initiative fiel im Rahmen der Expo Real 2019 mit den ersten Unterzeichnern

 

4 Kommentare

  1. Schön zu hören, dass es auch beim Bau nun zu mehr Nachhaltigkeit kommt. Ich finde besonders interessant, dass es nicht mehr um das wieso, sonder um das wie geht. Bei unserem neuen Büro werden gerade die Schiebetüren angebaut, aber wir werden versuchen auch auf die Nachhaltigkeit zu achten.

  2. Ich stimme Ihnen zu, dass momentan in der Architektur der Trend zur Nachhaltigkeit geht. Außerdem ist der Klimaschutz ein relevantes Thema. Ich denke, dass sich dem auch die Architekten bei der Arbeit bewusst sind. Vielen Dank!

  3. Gut zu wissen, dass auch in der Immobilienbranche die Phase der Nachhaltigkeit angebrochen ist. Seit ich klein bin wünsche ich mir ein Haus das mit der Natur verbunden ist und Sie dazu noch schützt. Ich hoffe ich finde eine Firma die das bei der Projektentwicklung auch berücksichtigt.

  4. Nachhaltigkeit ist bei jedem Bauprojekt von größer Bedeutung geworden. Deswegen sollte man sich an Architekten wenden, nicht nur für größere Gebäude, sondern auch für Einfamilienhäuser. Gut zu wissen, dass dieses Thema für Bauherren wichtig ist.

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