Mehr Ressourcenschutz, mehr Arbeitssicherheit, mehr Akzeptanz: Mit einem neuen Zertifizierungssystem widmet sich die DGNB ganz speziell dem Thema „Nachhaltige Baustelle“. Das Planungs- und Management-Tool unterstützt nicht nur einen reibungslosen Bauablauf, die Minimierung der CO2-Emissionen und die Kreislaufwirtschaft, sondern setzt mit nur fünf Kriterien umfassende Nachhaltigkeitsstandards für den Baustellenprozess.
Für nachhaltige Standards von Beginn an
Belästigungen der Nachbarschaft durch Staub und Lärm. Unfallgefahr für die Arbeitenden. Straßensperrungen. Verschmutzte Fahrbahnen. „Die Baustelle ist in vielen Augen der Ort, der Lärm und Dreck macht. Dabei entsteht genau dort die Qualität“, ist Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB, überzeugt. Aber wie kann die Baustelle der Zukunft denn aussehen? Was kann und muss umgesetzt werden, um zeitgemäße Nachhaltigkeitsstandards einzuhalten? Nicht nur nach ökologischen Aspekten, sondern eben auch mit Augenmerk auf die soziale Verantwortung vor Ort und der Berücksichtigung des nachbarschaftlichen Umfelds. Und genau das fördert das neue DGNB Zertifikat für nachhaltige Baustellen.
Was macht eine Baustelle nachhaltig?
Der Kriterienkatalog garantiert eine nachhaltige Betrachtung des gesamten Baustellenprozesses. Dabei bricht die DGNB die wesentlichen Anforderungen, die zu einer möglichst hohen Nachhaltigkeitsqualität beitragen, auf nur fünf Kriterien herunter. Adressiert werden die Baustellenorganisation, der Ressourcenschutz, Gesundheit und Soziales, die Kommunikation mit der lokalen Öffentlichkeit und die Qualität der Bauausführung. Das DGNB Zertifikat „Nachhaltige Baustelle“ hilft so unter anderem bei der:
- Sicherung von reibungslosen Bauabläufen
- Minimierung der CO2-Emissionen
- Steigerung der Wiederverwendung von Ressourcen
- Reduzierung von Gefährdungen für alle Baubeteiligten
- Erhöhung der Akzeptanz von Anwohnern
- Optimierung der Bauprozesse

Die Bewertung beim DGNB System für nachhaltige Baustellen ist in Mindestanforderungen und variable Maßnahmen unterteilt.
Grundlage für die Auszeichnung ist das Vorzertifikat, das zu Projektbeginn erworben wird. Es legt die wesentlichen Vorgaben für das Baustellenmanagement fest. Über die gesamte Dauer der Baumaßnahmen erfolgt die Beurteilung der Baustelle durch regelmäßige Überprüfungen. Betrachtet werden sämtliche Arbeiten, die bei der Erstellung, Instandsetzung oder Änderung von baulichen Anlagen erfolgen. Mit der erfolgreichen Abwicklung und der kontinuierlichen Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien wird das Zertifikat vergeben. Im Gegensatz zu anderen DGNB Zertifizierungen gibt es keine Bewertung in Platin, Gold oder Silber.

In einem Kurzvortrag gehen Dr. Stephan Anders, Leiter DGNB Zertifizierung, und Markus Kelzenberg, Leiter DGNB Zertifizierungsstelle, näher auf die Kriterien ein.
Erste Baustellen sind DGNB-zertifiziert

Ausgezeichnete Baustellen haben einen Gesamterfüllunsgrad von 65% oder mehr erreicht.
Beim Tag der BAUINDUSTRIE 2021 am 10. Juni stellte die DGNB das Zertifikat erstmals vor. Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB, vergab dort auch offiziell die ersten Auszeichnungen. Für seine bereits fertiggestellte Baustelle in Winnenden hat der Lebensmitteleinzelhändler Lidl das erste Zertifikat „Nachhaltige Baustelle“ erhalten. Das Großprojekt „Westfield Hamburg Überseequartier“ sowie ein Wohnbauprojekt der Ed. Züblin AG in Frankfurt sind mit dem Vorzertifikat ausgezeichnet.
Die Bauvorhaben stellten sich als Pilotprojekte für die Systementwicklung zur Verfügung. Für die Projektverantwortlichen war die frühzeitige Dokumentation während der Bauphase ein entscheidender Pluspunkt. Der Aufwand durch Nacharbeiten oder bürokratische Angelegenheiten hat sich damit bemerkbar reduziert. Das System half außerdem dabei, die eigenen Arbeitsweisen immer wieder selbst in Frage zu stellen und vorausschauend zu verbessern. Und die Erstanwender sind überzeugt: Die zertifizierte Baustelle ist bald nicht mehr nur ein Bonus, sondern kann zukünftig zum Industriestandard werden.
Umfrage gab Aufschluss über die Nachfrage
Die Auszeichnung für die nachhaltige Baustelle stößt auch bei anderen Auftraggebern auf großes Interesse und Zustimmung. Mehr als 75 % von 30 befragten Organisationen würden die Zertifizierung „Nachhaltige Baustelle“ bei geplanten Bauvorhaben anstreben. Das ergab eine Umfrage einer Masterandin der Universität Duisburg-Essen im Rahmen ihrer Abschlussarbeit, die sie mit Praxispartnern und der DGNB durchführte.
Weiterführende Informationen:
Alle Informationen zum Zertifikat „Nachhaltige Baustelle“ finden Sie hier auf der Website des DGNB Systems. Dort können Sie die Kriterien kostenfrei als pdf-Dokumente anfordern.
Was macht eine nachhaltige Baustelle erstrebenswert und wie lief die Umsetzung bei den Erstanwendern? Detaillierte Antworten hierauf erhalten Sie im Mitschnitt der Diskussionsrunde am Tag der BAUINDUSTRIE 2021.
Der Trend zum nachhaltigen Gebäudebau gefällt mir ausgesprochen gut. Ich hoffe, dass energetisches Bauen zukünftig vom Staat noch mehr subventioniert wird. Da nachhaltiges Bauen teurer ist als konventionelle Häuser, muss die Politik hier noch mehr tun, damit wir unsere Klimaziele erreichen!