Bei der Erreichung der Klimaschutzziele und den Zielen der Agenda 2030 sind Städte und Gemeinden in besonderem Maße gefragt. Doch wie geht man am besten vor? Eine Initiative speziell für Kommunen soll helfen. Sie fördert den Dialog, bringt gemeinsame Herausforderungen auf den Tisch und ermutigt zum Handeln – für eine klimapositive Zukunft.
„Es sind die Städte, in welchen der Kampf um nachhaltige Entwicklung gewonnen oder verloren wird“, formuliert das UNO-Nachhaltigkeitsforum, das sich für die Umsetzung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung einsetzt. Hinter dieser drastischen Aussage steckt etwa Folgendes: Klimaschutz und Nachhaltigkeit lassen sich zwar global und national vorgeben, die konkrete Umsetzung erfolgt allerdings auf kommunaler Ebene. Hier kommen die Themen zusammen und werden mit den Bedürfnissen der Bewohner in Einklang gebracht.
Und so haben alle Städte und Gemeinden etwas gemeinsam: sie stehen unter Handlungsdruck. Es verwundert also nicht, dass sich die bisher mehr als 20 Teilnehmer der Initiative „Klimapositive Städte und Gemeinden“ wie eine Art Querschnitt durch die deutsche Stadtlandschaft lesen lassen (siehe Karte, Stand Februar 2021). Von der 4000 Einwohner-Gemeinde bis zur Landeshauptstadt mit über 600.000 Bewohnern, vom nordischen Kiel bis zum südlichen Konstanz – sie alle wollen ihre Kommune lebenswert und zukunftsfähig gestalten. Sie erkennen die Notwendigkeit des Klimaschutzes, suchen nach Lösungswegen und möchten sich hier gegenseitig unterstützen, voneinander lernen und gemeinsam handeln.





















Klimapositiv denken und gemeinsam handeln
All die Fragen zusammenzubringen, Antworten zu teilen oder gemeinsam zu erarbeiten, ist Ziel der von der DGNB Ende 2020 ins Leben gerufenen Initiative. Wieso sollten mehr als 2000 deutsche Städte und noch viel mehr Gemeinden bei ihren Strategien von vorne anfangen, wenn man auch Kräfte bündeln kann? Wieso das Rad neu erfinden, wenn die eine Kommune bereits Erfolge verzeichnet, auf die die nächste aufbauen kann?
Der inhaltliche Fokus der Initiative liegt auf dem Begriff „Klimapositiv“. Damit impliziert die DGNB ganz bewusst mehr als die rechnerische Klimaneutralität, die nach ihren eigenen Angaben dann erreicht ist, wenn mehr CO2-Emissionen eingespart als verursacht werden. Die angehende klimapositive Stadt legt den Fokus vielmehr auf all die positiven Beiträge, die zu erwarten sind, wenn wir Klimaschutz ernst nehmen: Grünflächen, Vielfalt der Kultur, der Generationen, von Flora und Fauna, urbane Lebensqualität für die Menschen.

Unter dem Deckmantel der klimapositiven Städte und Gemeinden finden sich zahlreiche Themen und Maßnahmen.
Zentrale Frage: Wie setzt man Klimaschutz um?
Für den Weg in die klimapositive Zukunft gibt es weder das eine Patentrezept noch die eine Position in der kommunalen Verwaltung. So gestalten sich die gemeinsamen Treffen der Initiativ-Teilnehmer als heterogene Mischung aus Stadtplanern, Klimaschutzbeauftragten, Gebäudemanagerinnen, Referenten für Nachhaltigkeit und Bürgermeisterinnen. Die einen leiten ein ganzes Klimaschutzteam, die anderen haben ihr Spezialthema im Amt für Bau, Energie oder Umwelt und die Dritten sind absolute Einzelkämpfer. Das verhältnismäßig junge Thema – gemessen an den klassischen Themen der Stadtverwaltung – scheint seine Struktur erst noch zu finden.
Bei der Vielfalt an internen und externen Interessen und Schwerpunkten, bedarf es vor allem einer gemeinsamen, übergeordneten Strategie. Klare Ziele formulieren, dabei alle Themen im Blick haben und die richtigen zu priorisieren – das ist die Herausforderung, vor der viele Kommunen stehen. Ein kommunaler Vertreter bringt es auf den Punkt: „Das Problem liegt nicht am fehlenden Budget. Vielmehr beschäftigt uns die Frage, welche Maßnahme wirklich sinnvoll ist.“ Wie gut, dass diese ehrliche Aussage im Rahmen eines Workshops auf den Tisch kam. Jetzt können alle Beteiligten gemeinsam Antworten finden. Genau dafür ist die Initiative da.

Virtuelles Kennenlernen: Der erste Workshop der Initiative zum Thema Klimaschutz fand bereits Ende 2020 statt.
Ein Schlüssel: Begeisterung entfachen
Darüber hinaus gibt es bereits Erkenntnisse, die auf einen gemeinsamen Konsens stoßen und Orientierung geben. Nachhaltigkeit und Klimaschutz funktionieren nicht etwa als „Nebenthemen“, sondern sollten alle Dezernate und Ämter durchdringen. Dafür braucht es auch den politischen Willen und die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger, die am besten über Partizipation und Begeisterung erreicht wird. Das betont nicht zuletzt die Stadt Buxtehude, die für ihre Neuausrichtung den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 gewonnen hat.
Fünf Bausteine und vielseitige Formate
So komplex die Fragestellungen, so unklar die Prioritäten, so schwer aller Anfang – gemeinsam Handeln ist besser als allein. Die Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden findet ihr Fundament in fünf Bausteinen: Kommunikation, Wissen, Transparenz, Fehlerkultur und Gestaltung der Zukunft.

Fünf Bausteine benennt die Initiative, um gemeinsam zu handeln.
Derzeit liegt der Fokus der Initiative auf den Themen Wissen und Transparenz mit einem breiten Angebot an Formaten. Zu „Mobilität“, „Kreislauffähigkeit“, „Wärmeplanung“ und weiteren wird es Workshops geben, die den Fokus auf klare Lösungen und die gemeinsame Themenbearbeitung legen. Wissensvermittlung zu bestimmten Themen wie etwa den Einsatz von Photovoltaik erhalten die Teilnehmer über Seminare. Und in Expertengesprächen besteht die Möglichkeit spezifische Fragestellungen zu diskutieren. Außerdem können die Teilnehmer auf einer virtuellen Plattform eigene Maßnahmen zur Verfügung stellen.
Darüber hinaus fördert die Initiative den Dialog über die Kommunen hinaus. So fand im Februar ein runder Tisch statt, der Vertreter der Städte mit Planern und Architektinnen der Phase Nachhaltigkeit zusammenbrachte. Im Fokus stand die Frage, wie Nachhaltigkeit ihren Weg in die Planung findet und welche Erwartungen im Raum stehen.
Jetzt mitmachen!
Sie sind selbst in einer Kommune tätig und möchten das Thema Klimaschutz voranbringen? Dann werden Sie Teil der Initiative, lassen Sie sich inspirieren und bringen Sie als Pionier weitere Städte und Gemeinden zur Nachahmung. Kommen Sie auf uns zu, wir sind derzeit mit vielen weiteren interessierten Städten und Gemeinden im Gespräch.
klimapositivestadt@dgnb.de │ www.klimapositivestadt.de