Gebäude im Betrieb
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Gebäude ökologisch betreiben: weniger ist mehr fürs Klima

Langes Haus

Bei aktuell etwa 20 Mio. Bestandsgebäuden allein in Deutschland wird das Potenzial, das der Gebäudebetrieb zum Erreichen unserer Klimaschutzziele hat, deutlich. Doch wo können wir beginnen? Wie kann jeder einzelne sein Gebäude in der Praxis  Schritt für Schritt nachhaltiger betreiben? Genau hier setzt das DGNB System für Gebäude im Betrieb an. In neun Kriterien fokussiert es auf alle nachhaltigkeitsrelevanten Themen. In unserer Blogserie stellen wir sie vor und zeigen, warum es sich für alle Beteiligten lohnt, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Los geht’s in Teil 1 mit den drei ökologisch relevanten Kriterien.

Gebäude nachhaltig zu bauen, ist gut – aber nur die halbe Miete. Nur wenn wir sie anschließend auch nachhaltig betreiben, leisten wir einen wirklichen Beitrag zum Klimaschutz. Mit Blick auf die Klimaerwärmung geht es vor allem darum, unsere CO2-Emissionen in der Summe mindestens auf null zu reduzieren. Unter ökologischen Gesichtspunkten spielen aber auch Trinkwasser und Wertstoffe eine wichtige Rolle.

Neun Kriterien für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb

Neun Kriterien für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb

Klimaneutral – systematisch auf dem Weg zur Null

Der stetig voranschreitende Klimawandel ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Daher sollte der Reduktion des Energieverbrauchs und den damit verbundenen CO2-Emissionen beim Gebäudebetrieb ein klarer Fokus zukommen. Im DGNB System für Gebäude im Betrieb ist das Thema im Kriterium „Klimaschutz und Energie“ verankert. Wollen wir extreme Klimaveränderungen noch abwenden, müssen wir den momentanen Ausstoß an CO2 dringend eindämmen – genauer: auf null reduzieren. Der Fokus liegt also klar auf CO2-Emissionen als Kennwert.  Klimaneutral  ist hier das Stichwort. Doch was bedeutet das praktisch?

Die DGNB hat für ihre Methode der CO2-Bilanzierung eine Definition festgelegt. Hiernach ist ein Gebäude im Betrieb dann klimaneutral, wenn die Differenz der verursachten Emissionen und der Emissionen, die durch Produktion von CO2-freier Energie eingespart werden, auf ein Jahr hin betrachtet Null oder kleiner als Null ergibt. Hieraus ergeben sich drei Bausteine, um das Ziel zu erreichen: die Minimierung des gesamten Energiebedarfs, die effiziente Erzeugung von Energie am Standort sowie die Auswahl von Energieträgern mit möglichst geringer CO2-Intensität.

Hierbei ist ein ehrlicher systematischer Blick auf den eigenen Verbrauch wichtig. Neben  den gebäudebedingten Emissionen, wie Heizen, Kühlen, Warmwasser und Beleuchtung, sind auch Emissionen von allen anderen Prozessen in Gebäuden zu betrachten, also zum Beispiel für den Transport von Menschen und Gütern, für die Nutzung von Informationstechnik und für die Produktion von Gütern. Transparenz mit Blick auf alle Verbräuche und die Etablierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses werden im Kriterium belohnt.

Das Credo lautet: einfach anfangen

Eisbärhaus Bauteil A+B

Das Eisbärhaus Bauteil A + B in Kirchheim unter Teck wird bereits klimaneutral betrieben.

Dass klimaneutrales Betreiben bereits heute möglich ist, zeigen Pioniere der Branche. Dach und Fassade mit hocheffektiven Photovoltaikkollektoren, Ausstattung von Wohnungen mit Haushaltsgeräten der höchsten Effizienzklasse, Betonkernaktivierung  und Sole-Wasser-Wärmepumpe zur Beheizung und Kühlung etc. – die Lösungsvarianten und -kombinationen sind vielfältig und jeweils gebäudespezifisch, führen aber alle zum Ziel. Hierbei lautet das Credo: einfach anfangen. Der Weg zur Klimaneutralität ist keinesfalls nur für Leuchtturmprojekte. Bereits die Vereinbarung von Zielwerten für die CO2-Emissionen, die Erfassung der Daten, ihre Analyse und die Ableitung von Maßnahmen sind Schritte in die richtige Richtung und werden im DGNB System für Gebäude im Betrieb positiv bewertet. Das Kriterium fließt mit 30 Prozent zu einem erheblichen Teil in die Bewertung ein. Wer sich hier also ambitionierte Ziele setzt und sie verfolgt, erfüllt bereits einen Großteil der Anforderungen.

Trinkwasser: eine zunehmend knappe Ressource

Eine weitere kostbare Ressource, die wir in Deutschland oftmals noch als selbstverständlich ansehen, ist Trinkwasser. Mit Blick auf die Klimaerwärmung wird Wasserknappheit global betrachtet künftig jedoch zu einem zentralen Problem. Umso wichtiger ist es, bereits jetzt den Verbrauch zu optimieren. Das Kriterium „Wasser“ im DGNB System ist darauf ausgerichtet, den natürlichen Wasserkreislauf zu erhalten und den Trinkwasserverbrauch im Betrieb auf einen projektspezifischen Zielwert zu reduzieren.

Integriert in einen ganzheitlichen Ansatz gibt es hier eine ganze Reihe an Optionen. Um den Wasserverbrauch grundsätzlich zu reduzieren, hilft der Einsatz wassersparender Techniken z.B. durch den Austausch von Armaturen. Positiv auf das Handeln der Nutzer im Alltag können sich Visualisierungen der Verbrauchsdaten z.B. im Eingang oder am Empfang auswirken. Den Unterschied macht langfristig, der Einsatz von Grau- und Regenwasser. Unterschiedliche Technologien ermöglichen heute die Aufbereitung in Trinkwasserqualität und somit einen nahezu geschlossenen Wasserkreislauf. Wie bei den CO2-Emissionen gilt aber auch hier: erste Ziele setzen, Verbräuche erfassen und Schritt für Schritt im Rahmen der für das jeweilige Gebäude sinnvollen Möglichkeiten optimieren.

Der Wert unserer Wertstoffe

Das dritte ökologische Kriterium der DGNB Zertifizierung für Gebäude im Betrieb adressiert das Thema „Abfall“. Von Rest-, Papier- und Biomüll über Metall, Kunststoff und Glas entsorgen wir im Gebäudebetrieb oftmals aufwändig abgebaute und veredelte endliche Ressourcen nach ihrem Einsatz als Müll – alles andere als im Sinne von Konzepten wie der Circular Economy oder Cradle to Cradle. Im Kriterium „Wertstoffmanagement“ werden Maßnahmen positiv bewertet, die die Verwertungsrate von im Gebäude anfallenden Abfällen erhöhen und die Abfallmenge minimieren.

Auch hier ist ein systematisches Management der Schlüssel. Teil eines solchen aktiven Wertstoffmanagements können zum einen Informationskampagnen in Form von Aushängen, Veranstaltungen, Info-Mails o.ä. sein. Sie schaffen Aufmerksamkeit für das Thema und fördern bewusstes Handeln im Alltag. Auch Anreizsysteme können helfen. Zusatzangebote für Mitarbeiter wie z.B. die Bereitstellung von Getränken in Mehrwegflaschen helfen, Müll zu reduzieren. Die Bereitstellung von mehr Recyclingoptionen und Möglichkeiten zur Abfalltrennung unterstützen bei der Erhöhung der Recyclingrate und werden im Rahmen der Zertifizierung belohnt.

Zukunftsfähig mit System

Das DGNB System für Gebäude im Betrieb integriert alle diese Aspekte. Es hilft zielorientiert ins Handeln zu kommen und bietet als Transformations- und Managementtool systematische Unterstützung bei ihren kontinuierlichen Optimierungsprozessen. Alle Informationen zum System finden Sie hier.

Im zweiten Beitrag dreht sich alles um die ökonomischen Kriterien. Einen allgemeinen Überblick zum Thema finden Sie hier.

2 Kommentare

  1. Gibt es für die energetische Sanierung nicht auch Fördergelder? Wäre interessant zu wissen, wie viel der Staat dann dazu gibt…

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