2017 feiert DGNB Mitglied PAROC sein 80-jähriges Firmenbestehen. Der Hersteller von Steinwolle-Dämmlösungen setzt seit 2016 in seiner Unternehmenskultur ganz bewusst auf soziale Aspekte. Warum und welche Rolle Nachhaltigkeit dabei spielt, hat uns Kari Lehtinen, CEO der Paroc Group, erzählt.
Felix Jansen: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen? Wo legen Sie Ihre Schwerpunkte?

Kari Lehtinen, CEO von Paroc Group
Kari Lehtinen: Bei Paroc verfolgen wir eine längerfristige Nachhaltigkeits- und Effizienzstrategie mit einer Reihe interner Initiativen. So ziehen wir nicht nur wirtschaftlich Bilanz, sondern auch ökologisch und sozial. Beispielsweise ist unsere Selbstverpflichtung, den Energieverbrauch bis 2020 um 30 % gegenüber 2011 zu senken, eine wesentliche Triebfeder für Produktinnovationen und die Steigerung der betrieblichen Effizienz. Davon profitieren unterm Strich auch Stakeholder, Kunden und unsere Umwelt. Legt man herkömmlichere Nachhaltigkeitsmaßstäbe zugrunde, haben wir unsere Energieeffizienz um 1,4 % gesteigert und unsere Fähigkeit zur Emissionsreduktion dank neuer Reinigungstechnologien verbessert. Außerdem haben wir unser Paroc Rewool-Recyclingprogramm fortgesetzt und den Anteil zertifizierter Direktzulieferer auf 75 % erhöht, indem wir Logistiklieferanten und weitere Länder in unsere Audit-Liste aufgenommen haben.
FJ: Sie haben auch soziale Aspekte als wesentlichen Bestandteil Ihrer Strategie benannt. Können Sie mehr dazu sagen?
KL: 2016 haben wir mit der Umsetzung verschiedener Programme begonnen, darunter eines zur Verbesserung der Arbeitssicherheit und eines für Führungskräfte. Ein weiteres Programm beinhaltet ein Leistungsversprechen an unsere Mitarbeiter: Damit wollen wir vorhandene und potenzielle Mitarbeiter an den Vorteilen und Chancen beteiligen, die Paroc als Arbeitgeber bietet. Ziel ist, Talente zu erkennen und zu fördern, Führungsqualitäten weiterzuentwickeln und Mitarbeiter in Unternehmensführung und -kultur einzubinden. Zudem haben wir einen „Fair-Play-Kanal“ eingerichtet, über den Mitarbeiter ethische Bedenken äußern können. Wir setzen damit eine ähnliche Initiative für Mitarbeiter aus dem Jahr 2015 fort, die bereits sehr gut angenommen wurde. Aufgrund unseres Engagements im letzten Jahr, neue Prozesse und Systeme einzurichten, wurden die Anforderungen von OFAC, EU und UN vollständig erfüllt.
FJ: Welche großen Trends werden Ihrer Erwartung nach langfristige Auswirkungen auf den Dämmstoffmarkt haben?
KL: Klimawandel und Urbanisierung stellen für unseren Planeten große Herausforderungen dar. Lärmbelästigung und Verschmutzung gesellen sich zunehmend zu schon seit Längerem bestehenden Problemen wie Energieverbrauch und Abfallmanagement. Unsere Dämmstofflösungen unterstützen unsere Kunden dabei, Risiken zu vermindern, EU- und andere gesetzliche Vorgaben einzuhalten und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Der dritte große Trend ist die Digitalisierung. Moderne Technologien haben unseren Kunden und uns selbst neue Chancen eröffnet, das Komplexe zu vereinfachen, die Effizienz von Dämmstofflösungen und internen Prozessen zu steigern und damit letztlich die Nachhaltigkeit ein gutes Stück voranzubringen. Zum Beispiel plant Paroc, bereits bis 2019 die Hälfte seines Umsatzes über digitale Vertriebskanäle zu erzielen.
FJ: 2017 ist für Paroc ein besonderes Jahr, da das Unternehmen das 80-jährige Jubiläum seines Bestehens feiert. Wo sehen Sie das Unternehmen in einigen Jahren?
KL: Ich bin unseren Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern sehr dankbar, dass sie dazu beigetragen haben, die Potenziale der Nachhaltigkeit für uns nutzbar zu machen. Unser pragmatischer, leistungsbezogener Arbeitsansatz – gepaart mit unserer Offenheit gegenüber Neuerungen und Veränderungen – wird uns dabei helfen, bevorstehende Herausforderungen zu meistern. Mit Blick auf die nähere Zukunft, also die kommenden zwei bis drei Jahre, glaube ich, dass sich unser schwieriges Geschäftsumfeld nicht verändern wird, d. h. in Europa wird es weiterhin ein moderates Branchenwachstum vor dem Hintergrund wirtschaftlicher und politischer Unwägbarkeiten geben. Erfolg wird für Paroc also kein Selbstläufer, aber Herausforderungen nehmen wir gerne an.