DGNB Sustainability Challenge, DGNB Tag der Nachhaltigkeit
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Perspektivwechsel: Vom Gewinner zum Jurymitglied

Perspektivwechsel Anja Rosen Dominik Campanella Sustainability Challenge

2021 waren die diesjährigen Jurymitglieder Dominik Campanella (2. v. l.) und Prof. Dr. Anja Rosen (2. v. r.) selbst Teilnehmende der DGNB Sustainability Challenge. Neben ihren Eindrücken zu den diesjährigen Einreichungen wollten wir von den beiden auch erfahren, was sich in den vergangenen Monaten bei ihren eigenen Projekten getan hat und welche Tipps sie für die Finalisten haben.

Jana Burczyk (JB): Hallo Anja, hallo Dominik, im letzten Jahr wart ihr noch unter den Gewinnern der DGNB Sustainability Challenge. In diesem Jahr habt ihr unsere Jury unterstützt. Wie war der Perspektivwechsel für euch?

Anja Rosen (AR): Das war sehr spannend! Letztes Jahr konnte ich mich ja nur etwas an den Teilnehmern der Vorjahre orientieren und wusste überhaupt nicht, wie viele Arbeiten im Rennen sind. Dieses Jahr war der Blick aus der anderen Perspektive sehr bereichernd. Zu sehen, wie andere ihre Arbeit präsentieren, auch die, die es nicht ins Finale geschafft haben, ist immer lehrreich. Und natürlich habe ich mich gefragt, wie wohl im letzten Jahr über meine Einreichung diskutiert worden ist. Bei manchen Arbeiten war sich die Jury schnell einig, über andere wurde länger diskutiert.

Dominik Campanella (DC): Zum einen ist es natürlich eine Ehre, Teil einer hochkarätigen Jury zu sein und aus den vielen sehr guten Einreichungen auszuwählen. Es war auch sehr spannend zu sehen, wie ausführlich sich die Jury mit den Einreichungen auseinandersetzt. So wurden die Einreichungen aus verschiedenen Perspektiven kritisch hinterfragt und auch sehr detailliert nachgefragt.

JB: Welchen Eindruck habt ihr von dem Feld der Teilnehmenden? Wie war das Niveau der Einreichungen?

DC: Das Niveau war exzellent. Als Gewinner der Startup-Kategorie hat es mich persönlich sehr gefreut zu sehen, dass sehr vielfältige Lösungen eingereicht wurden. Die Anzahl und Qualität der Einreichungen zeigen vor allem, dass der Klimawandel nun auch in der Baubranche ankommt und sich immer mehr mit diesem Thema auseinandersetzen.

AR: Bei den Produktinnovationen waren die Themen Dekarbonisierung und Circular Economy meinem Eindruck nach vorherrschend, auch um Biodiversität drehten sich einige Projekte. Die Forschung hat ein etwas breiteres Feld aufgemacht. Da spielte zum Beispiel die Gesundheit eine Rolle. Viele Einreichungen waren sehr professionell. Bei der Urteilsfindung muss die Jury bedenken, dass die DGNB mit der Challenge auch denjenigen eine Chance geben will, die noch Newcomer sind und über wenig Mittel verfügen. Deshalb haben wir bei Arbeiten, die zwar sehr interessant erschienen, aber bei denen nicht genügend Informationen vorlagen, nochmal nachgehakt.

JB: Und hast du einen persönlichen Favoriten unter den diversen Finalisten?

AR: Einen Favoriten habe ich, aber der wird nicht verraten.

JB: Im letzten Jahr durftet ihr selbst bei dem Online-Pitch und später am DGNB Tag der Nachhaltigkeit eure Arbeit vorstellen. Morgen finden die diesjährigen Online-Pitches statt. Welchen Tipp habt ihr für die Finalisten?

DC: Nutzt die Chance, um eure Idee der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, Feedback einzuholen und euer Netzwerk auszubauen. Uns haben während der Finalisten-Runde und auch danach viele Personen kontaktiert, wodurch sich neue Perspektiven und Chancen eröffneten. Die Teilnahme und auch der Gewinn waren für uns daher eines der größten Highlights im letzten Jahr!

AR: In sehr kurzer Zeit das Wesentliche mit Begeisterung rüberbringen, ist eine echte Herausforderung. Wenn man noch kein Profi darin ist, kann es nicht schaden, sich ein paar Stichworte zurecht zu legen. Aber nichts auswendig lernen, das wäre nicht authentisch. Nicht zu lange Sätze und Erzählungen, sondern kurze, prägnante Sätze bleiben beim Publikum eher haften. Die Präsentation sollte wenig Text enthalten. Bilder sprechen mehr als tausend Worte und alle Bauschaffenden sind nun mal auf visuelle Wahrnehmung getrimmt.

JB: Hat sich bei euch seit dem letzten Jahr etwas getan? Anja, wie steht es um den Urban Mining Index? Findet dieser inzwischen noch mehr Verbreitung?

AR: Wir haben viele Anfragen von Bauherren und Architekten, ob wir sie in ihren Projekten mit dem Urban Mining Index (UMI) unterstützen können. Momentan können wir die Anwendung nur als Dienstleistung anbieten. Das Tool hat die Erstanwendungsphase durchlaufen. Die Teams des Solar Decathlon haben ihre Projekte mit dem UMI-Tool bewertet. Während des Wettbewerbs haben wir die Studierenden begleitet und in der Anwendung unterstützt. Einige Teams sind mit dem UMI sehr gut zurechtgekommen, vor allem die europäischen Teams. Die Studierenden aus Asien haben sich teilweise schwerer getan, vermutlich nicht nur wegen der sprachlichen Herausforderungen – das Tool funktioniert auf Deutsch und Englisch – sondern auch, weil das zirkuläre Bauen dort nicht so wissenschaftlich betrieben wird.

JB: Was steht bei euch als nächstes an?

AR: Nun wollen wir Kinderkrankheiten in der Software ausbessern und mit Lizenzvergaben eine breite Anwendung ermöglichen. Das dauert aber noch etwas, weil uns momentan die zeitlichen Kapazitäten fehlen. Als nächstes wollen wir anhand eines realen Projekts die Bewertung der Zirkularität mit verschiedenen Methoden vergleichen. Dann könnte das Tool auch von der DGNB eingesetzt werden. Aber erstmal bin ich sehr gespannt, ob das Votum der Solar-Decathlon-Jury die Ergebnisse des UMI bestätigt.

JB: Und Dominik, wie ist es bei euch? Welche Entwicklung habt ihr bei Concular in den letzten 10 bis 12 Monaten hinter euch?

DC: Concular wird immer mehr als Pionier im Bereich des zirkulären Bauens wahrgenommen und setzt neue Standards, welche die ganze Branche dazu bringen sich zu verändern. Das freut uns, da wir es schaffen, eine komplette Branche nachhaltiger zu gestalten. Wir konnten in den letzten Monaten viele Projekte realisieren wie zum Beispiel den Karstadt am Hermannplatz in Berlin, ein Bürogebäude an der Düsseldorfer Kö oder auch den Umbau des Stuttgarter VfB Stadions.

JB: Und wie geht’s weiter?

DC: In der Planung eines Gebäudes findet die Zirkularität immer mehr Verbreitung und wir hoffen, dass bald bei jedem Bau- und Umbauprojekt die Zirkularität als Standard definiert wird.

JB: Vielen Dank euch für das Gespräch!

Bei den Online-Pitches am 31. Mai stellen sich die diesjährigen Finalisten in den Kategorien Start-up, Innovation und Forschung vor. Stimmen Sie im Anschluss hier auf dem DGNB Blog für Ihren Favoriten für den Publikumspreis ab!

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