Nachhaltiges Bauen, Phase Nachhaltigkeit
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Phase Nachhaltigkeit: ehrlicher Austausch beim ersten Netzwerktreffen

Prof. Thomas Auer, Transsolar

Am 28. Juli kamen Architekten und Fachplaner der Initiative „Phase Nachhaltigkeit“ erstmals zusammen. Im Fokus des Netzwerktreffens stand der Erfahrungsaustausch im Umgang mit den Themen der Nachhaltigkeit beim Bauen. Das Ergebnis: eine überfällige Diskussion und wertvolle Erkenntnisse. Die Phase Nachhaltigkeit geht in die nächste Runde.

Deklaration Nachhaltigkeit

Hier geht’s zur Deklaration Nachhaltigkeit

Der Startschuss für die Initiative fiel im Herbst letzten Jahres. DGNB und die Bundesarchitektenkammer riefen Architekten und Fachplaner dazu auf, gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit in der Planungs- und Baupraxis einzustehen. Anstatt nur eine Unterschrift zu setzen, verpflichten sich die Teilnehmer der Initiative dazu, die Themen der Nachhaltigkeit im Gespräch mit ihren Bauherren anzugehen. Als Gesprächsgrundlage dient ein Dokument, das die sechs zentralen Themenfelder Suffizienz, Klimaschutz, Umwelt, zirkuläre Wertschöpfung, positive Räume und Baukultur aufführt. Auf Grundlage dieser „Deklaration Nachhaltigkeit“ sollen Planer und Bauherr gleich zu Beginn der Planung gemeinsam besprechen, welche Themen von Wichtigkeit für das Projekt sind.

Erfahrungsberichte nach knapp einem Jahr

Im Rahmen der Expo Real 2019 setzten die ersten Büros ihre Unterschrift, um die Idee der Transformation umzusetzen. Bis heute folgten weitere 100. Doch was ist aus dem Vorhaben geworden? Beim Jahresevent der Initiative kamen die Teilnehmer vor Ort und digital zusammen, um sich über die gemachten Erfahrungen auszutauschen. In zwei Stunden aus Vorträgen und angeregter Diskussion stellten sich vier zentrale Erkenntnisse heraus.

  • Stefan Rappold, Behnisch Architekten
    Am 8. Oktober 2019 hat er unterschrieben. Was ist seither passiert? Stefan Rappold von Behnisch Architekten berichtet.

1. Potenzial und Grenzen der Deklaration Nachhaltigkeit

Die Komplexität der Nachhaltigkeit im Bauen auf sechs Themenfelder herunterzubrechen ist mutig – und gut. Die Deklaration Nachhaltigkeit fördert den Einstieg ins Gespräch und kann einen Prozess anstoßen, der bis in die Umsetzung einzelner Aspekte hineinreicht. Sie hat aber auch ihre Grenzen. Diese Erfahrung machten die Architekten und Fachplaner umso schneller, je mehr der Bauherr in alten Denkmustern steckt, die Offenheit oder der Mut für neue Wege schlicht fehlt. Das war’s dann also?

2. Klare Haltung der Architekten und Planer

Nein, ganz im Gegenteil. Gerade hier beginnt die Arbeit des Planers. Eine Arbeit, die im Laufe des Abends mit Begriffen wie Gestaltungskraft, Verantwortung und Haltung besetzt wird. Ja, es geht um viel mehr als ein zweiseitiges Dokument. Es geht um die Haltung des Planers, um die Art und Weise der Gesprächsführung. Es geht darum, den Bauherren mit ins Boot zu holen und das Thema Verantwortung auf beiden Seiten zu diskutieren. Wie schafft man das?

3. Verankerung im eigenen Büro

Indem erstmal die eigenen Mitarbeiter infiziert werden. Nachhaltigkeit ist eben nicht nur Chefsache. Sie gehört ins Leitbild des eigenen Büros und in die Köpfe. Was gelebt wird, strahlt nach außen. Einige Teilnehmer haben dies erkannt und bereits gehandelt, andere sind noch suchend. Ein Lösungsweg kann die Bildung von bürointernen Arbeitsgruppen sein, die sich um die vielfältigen Themen der Nachhaltigkeit kümmern. Ein anderer liegt darin, die gesamte Belegschaft zu schulen, die richtigen Fragen zur richtigen Zeit an die richtigen Leute zu stellen.


Was die Phase Nachhaltigkeit im eigenen Büro ausgelöst hat und wie es weitergehen sollte, erzählen einige Teilnehmer im Interview. Die gesamte Playlist gibt’s hier.

4. Wissenstransfer im Netzwerk

Gerade in dieser Lösung steckt bereits eine weitere wesentliche Erkenntnis und das wohl meistdiskutierte Thema des Abends: Wissen. Nachhaltigkeit braucht Expertenwissen. Und Expertenwissen braucht Zeit und kostet Geld. Wie viel kann und soll ich also investieren, fernab meiner laufenden Projekte? Der Schüssel liegt darin, sich das eigene Halbwissen einzugestehen und sich zu öffnen für den Wissenstransfer. Das Rad muss eben gerade nicht immer wieder neu erfunden werden. Gut wäre ein Netzwerk, das verschiedene Kompetenzen vereint. Ein Netzwerk, in dem man einfach mal nachfragen kann. Eine Initiative „Phase Nachhaltigkeit“.

Phase Nachhaltigkeit: So geht‘s weiter!

Mehr Selbstkritik als Selbstlob, ungeschönte Ehrlichkeit statt Hochglanz-Renderings und etwas mehr Fragen als Antworten – so könnte man das erste Netzwerktreffen zusammenfassen. Ein gutes Ergebnis, wenn man die Teilnehmer fragt. „Ich bin glücklich, dass die beiden Referenten so ehrlich berichtet haben“, war der erste Satz, der die Diskussionsrunde einleitete. Ein Satz, der sinnbildlich für die Stimmung des Abends steht. Man ist nicht allein mit den Herausforderungen, die zukunftsfähiges Bauen mit sich bringt. Für die Antworten braucht es eben den Schulterschluss. Die Phase Nachhaltigkeit geht in die nächste Runde.

Gemeinsam Verantwortung tragen: Machen Sie mit!Phase Nachhaltigkeit Logo

Ist Ihnen das Thema Nachhaltigkeit beim Bauen ebenfalls wichtig? Haben Sie Fragen oder können auf eigene Erfahrungen zurückblicken? Dann werden Sie Teil einer wachsenden Initiative aus engagierten Planern und seien Sie beim nächsten Netzwerktreffen dabei. Die Initiative ist kostenlos. Informationen und der Link zur Teilnahme gibt es hier: www.phase-nachhaltigkeit.jetzt.

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