Aus „Gold, Silber und Bronze“ wird „Platin, Gold und Silber“: So könnte man verkürzt beschreiben, was die DGNB heute offiziell bekannt gegeben hat. Damit ändert die DGNB ihre Auszeichnungslogik bei der Zertifizierung von Gebäuden und Stadtquartieren. Was das rein praktisch heißt und was bereits zertifizierte Projekte machen müssen, um von der Umstellung zu profitieren? Hier sind die wichtigsten Antworten.
Was genau ändert sich?
Die DGNB führt Platin als neue höchste Auszeichnungsstufe ein. Diese Auszeichnung erhalten Projekte mit einem Gesamterfüllungsgrad von mindestens 80% und einem Mindesterfüllungsgrad von 65% in allen fünf ergebnisrelevanten Themengebieten. Damit ersetzt Platin 1:1 die bisherige Auszeichnung in Gold. Für ein DGNB Zertifikat in Gold muss das Projekt ab sofort einen Gesamterfüllungsgrad von 65 % und einen Mindesterfüllungsgrad von 50% erreichen. Ab einem Gesamterfüllungsgrad von 50 % erhält das Projekt ab sofort das DGNB Zertifikat in Silber. Der Mindesterfüllungsgrad bei Silber liegt bei 50%. Eine Auszeichnung in Bronze gibt es künftig nur noch bei der Gebäudezertifizierung im Bestand, und zwar ab einem Gesamterfüllungsgrad von 35 %.
Ändert sich etwas an den Kriterieninhalten oder den Systemanforderungen?
Nein, das DGNB System und die darin enthaltenen Kriterien bleiben von der Änderung der Auszeichnungslogik unangetastet. Erst Anfang des Jahres hat die DGNB ja eine überarbeitete Version des Zertifizierungssystems veröffentlicht.
Was muss man machen, um ein Zertifikat in der neuen Auszeichnungslogik zu bekommen?
Bei allen Projekten, die seit dem 1. Juli 2015 zur Zertifizierung angemeldet wurden bzw. zu diesem Zeitpunkt angemeldet sind oder sich im Konformitätsprüfungsprozess befinden, passiert dies automatisch.
Bei allen bereits ausgezeichneten Projekten werden die Antragsteller von uns angeschrieben und bis Jahresende um eine Erklärung gebeten, ob die Auszeichnungsstufe ihres Projekts nach dem neuen Prinzip eingestuft werden soll. Bei Interesse müssen sie eine Erklärung zu folgenden vier Punkten machen und unterschrieben zurückschicken:
- Die Nutzung des Gebäudes hat sich gegenüber dem Zeitpunkt der Zertifizierung nicht verändert.
- Die aktuelle bauliche und konstruktive Ausführung des Gebäudes entspricht der Ausführung zum Zeitpunkt der Zertifizierung.
- Die aktuelle Ausführung und der Betrieb der technischen Gebäudeausstattung entspricht der zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Gebäudes.
- Das Gebäude erfüllt mindestens die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 an den Primärenergiebedarf oder unterschreitet die Anforderungen der EnEV 2007 um mindestens 30 Prozent.
Alternativ zum letzten Punkt können der DGNB die Verbrauchsdaten des Gebäudes analog der Systematik der Bestandszertifizierung zur Verfügung gestellt werden. In diesem Fall kommt die DGNB bzgl. einer detaillierten Abstimmung auf die Bauherren oder Eigentümer zu.
Auch diese rückwirkende Umstellung ist übrigens kostenlos. Ein zusätzlicher Austausch der Plakette sowie der Urkunde ist für sie zum Selbstkostenpreis möglich.
Warum muss man eine solche Erklärung abgeben, um rückwirkend eine Anpassung der Auszeichnungsstufe zu erhalten?
Diese Abfrage dient der DGNB zur Qualitätssicherung. Schließlich können wir nicht sicherstellen, dass an den Gebäuden seit der Fertigstellung und Zertifizierung nicht grundlegende Maßnahmen vorgenommen wurden, die das Zertifizierungsergebnis maßgeblich beeinflussen könnten. Mit der Erklärung bestätigt der Eigentümer oder Bauherr uns, dass das Gebäude noch in der Qualität betrieben wird, auf die es auch zertifiziert wurde.
Was kostet der Austausch des Zertifikats?
Für die rückwirkende Umstellung berechnen wir lediglich einen Selbstkostenbeitrag für die Produktion der neuen Plakette und der neuen Urkunde sowie für den organisatorischen Aufwand innerhalb der DGNB Geschäftsstelle. Bei einer Plakette fallen Nettokosten von 350 Euro an. Bei der Urkunde sind es 95 Euro. Beim Austausch müssen die vorhandene Plakette sowie die ausgestellte Urkunde an die DGNB zurückgeschickt werden.
Warum macht die DGNB das überhaupt? Ist Gold, Silber und Bronze nicht mehr gut genug?
Wir folgen damit einem weit verbreiteten Wunsch aus unserer Mitgliedschaft und dem Markt. Hintergrund ist, dass die Entscheidung für oder gegen ein Zertifizierungssystem gerade im internationalen Umfeld vielfach mehr von der Farbe der Auszeichnungsstufe und weniger von den Inhalten und den damit überprüften Qualitäten eines Gebäudes abhängt.
Mit der Anpassung der Auszeichnungslogik wollen wir diese schief geratene Diskussionsgrundlage mehr in die Waage bringen. Unser Anspruch ist es, über Inhalte und Qualitäten zu sprechen und nicht über Auszeichnungsfarben. Dieser Gesprächseinstieg fällt sicher leichter, wenn man nicht erst erklären muss, dass Gold nicht gleich Gold ist, wenn man die verschiedenen Systeme miteinander vergleicht. Zudem wollten wir mit diesem Schritt auch das große Engagement der Bauherren und Projektteams im Rahmen der DGNB Zertifizierung hervorheben.