Allgemein, Nachhaltiges Bauen, Nutzungsprofile
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Synergien zwischen Quartieren und Gebäuden nutzen

Eine der Herausforderungen moderner Stadtplanung ist die Entwicklung nachhaltiger Quartiere. Wer besonders ganzheitlich planen möchte, steckt zudem bereits auf Quartiersebene den Rahmen für die Entwicklung und Zertifizierung der Gebäude im Quartier ab. Die DGNB „Schnittstelle“ bietet dazu eine effiziente Möglichkeit.

In der Anrechnung von Punkten gibt es Überschneidungen zwischen Quartieren und Gebäuden. Das bedeutet: Ist ein Quartier zertifiziert, können Nachweise aus der Quartierszertifizierung bei der Gebäudezertifizierung anerkannt werden.

Die Möglichkeiten, Quartierspunkte für Einzelgebäude zu nutzen, lassen sich dabei wie folgt zusammenfassen:

  • Punkte aus der Quartierszertifizierung können direkt in der Gebäudezertifizierung angerechnet werden. Für die Gebäudezertifizierung müssen Kriterien wie Markt- oder Standortanalysen nicht erneut nachgewiesen werden.
  • Durch städtebauliche Vorgaben auf Quartiersebene profitieren auch die Gebäude, z. B. beim Thema Dachbegrünung. Das führt oft zu einem deutlichen Plus an anrechenbaren Punkten bei der Gebäudezertifizierung.
  • Darüber hinaus erhält jedes Gebäude bestimmte Punkte allein aufgrund der Einhaltung aktueller Bauverordnungen und des aktuellen „Stands der Technik“ (z.B. Mindestpunkte bei Schallschutz). Dadurch können bei den meisten Gebäuden im Quartier weitere Punkte angerechnet werden.

Allein durch die direkte Anrechnung von Nachweisen aus der Quartierszertifizierung, Errichtung der Gebäude nach dem Stand der Technik und städtebaulichen Vorgaben, könnte theoretisch ein Gesamterfüllungsgrad von 52% (DGNB Silber) bei einer DGNB Gebäudezertifizierung erreicht werden. Darin zeigt sich das Potenzial, schon bei der Planung des Quartiers die Gebäude mit zu denken.

Verringerung des Aufwands

Es bietet also zahlreiche Vorteile, sich bei der Nachweisführung von Gebäuden im Quartier abzustimmen: Der Dokumentationsaufwand bei der Gebäudezertifizierung kann durch das Anrechnen von Bewertungspunkten aus der Quartierszertifizierung deutlich verringert werden. Zudem werden bei der Betrachtung der Schnittstellen zwischen Gebäuden und Quartier Potenziale deutlich, deren Nutzung auf Quartiersebene die Qualität aller Gebäude erhöht.

Die Planung und Zertifizierung von nachhaltigen Quartieren ist ein komplexer Prozess – es macht Sinn, die Gebäude gleich mitzudenken. Quelle: DGNB e.V.

Per Katalog zur optimalen Nutzung

Um die Möglichkeiten der „Schnittstelle“ zu nutzen, werden Mindestanforderungen für die Qualitäten der Gebäude (z.B. Dachbegrünung auf allen Gebäuden) entwickelt und für möglichst alle Gebäude im Quartier rechtlich verbindlich festgelegt. Der DGNB Auditor fasst diese Vorgaben anschließend in einem Katalog zusammen. Dieser wird mit dem Bauherren und der DGNB abgestimmt und am Schluss mit den regulären Nachweisen eingereicht.

Alle Möglichkeiten der Überschneidung zwischen Gebäude und Quartier, eine detaillierte Schilderung des Ablaufs sowie eine Gewichtung der Potenziale für die Relevanz der Aufwertung finden Sie hier.

Kategorie: Allgemein, Nachhaltiges Bauen, Nutzungsprofile

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Stephan Anders studierte Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart und der ETH Zürich mit dem Studienschwerpunkt „Städtebau & Stadtplanung“. Von 2009 bis 2015 war er akademischer Mitarbeiter und Doktorand am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart. Schwerpunkte in Lehre und Forschung sind nachhaltige Stadt- und Quartierskonzepte. 2016 veröffentlichte er seine Dissertation mit dem Titel „Stadt als System“. Seit 2012 ist er für die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) tätig. Dort betreute er anfangs die Systementwicklung und die internationale Anwendung der Zertifizierungssysteme für nachhaltige Quartiere, die Ausbildung zum DGNB Auditor sowie die Hochschulkooperation. Seit 2017 leitet er die Abteilung System bei der DGNB, deren Kernaufgabe die nationale und internationale Anwendung des DGNB Zertifizierungssystems ist. Parallel dazu ist als Honorarlehrkraft für die Hochschule für Technik Stuttgart tätig.

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