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Too smart: Wie viel Technik vertragen Gebäude und ihre Nutzer?

Dialogforum "Too Smart?"

Smart Home, Connectivity, Internet of Things: Die Möglichkeiten, wie wir digitale Technologien auch in Gebäuden einsetzen können, scheinen unbegrenzt und nehmen stetig zu. Doch wieviel Sinn macht der Einsatz der neuen technischen Möglichkeiten im Gebäudekontext überhaupt? Wo liegen die Grenzen zwischen Mehrwert und Spielerei, zwischen Komfort und Trägheit, zwischen Effizienz und Entmündigung?

Antworten auf diese Frage lieferte ein Dialogforum der DGNB im Rahmen des 10. Deutschen Nachhaltigkeitstags am 8. Dezember 2017 in Düsseldorf. Moderiert von DGNB Vorstand Christine Lemaitre wurde diskutiert, inwieweit der Einsatz von Technik dazu führt, dass wir tatsächlich bessere Gebäude bauen und diese nachhaltiger nutzen.

Technikeinsatz muss sich aus guter Planung ableiten

Philipp Boutellier (Tegel Projekt) mit Sandra Gritti (OVG) und Christine Lemaitre (DGNB)

Philipp Boutellier (Tegel Projekt) mit Sandra Gritti (OVG) und Christine Lemaitre (DGNB)

„Technologie muss sich unterordnen, tut dies aber nicht“, so lautete das Einstiegsstatement von Philipp Boutellier, dem CEO der Tegel Projekt GmbH. Bei dem von ihm geleiteten Projekt „Berlin TXL – The Urban Tech Republic“, der Nachnutzung des heutigen Flughafens Berlin-Tegel, versucht er dabei auch den Begriff „smart“ so gut es geht zu vermeiden. Seine zentrale These: Je besser die Planung ist, umso weniger Technik wird gebraucht.

Auch für Sandra Gritti vom Projektentwickler OVG gilt die Leitlinie „Low-Tech before High-Tech“. Gleichzeitig sieht sie aber für das System „Bürogebäude“ viele ungenutzte Potenziale, die mithilfe der richtigen technischen Lösungen besser genutzt werden könnten. So gebe es viele diskrepante Systeme in einem Gebäude, die zu Ineffizienz führen. Richtig eingesetzt könnten wertvolle Ressourcen gespart werden. Bei der Diskussion um smarte Technologie betonte sie, dass es bei „Smart“ nicht primär um die Technologie an sich gehe, sondern um Information, Verständnis und die Interaktion mit den Nutzern.

DGNB Vizepräsident Martin Haas

DGNB Vizepräsident Martin Haas

Architekt und DGNB Vizepräsident Martin Haas würde den Begriff „smart“ am ehesten mit „sinnvoll“ übersetzen und ihm nicht den reinen Technikmantel überstreifen. Viel zu oft würde heute noch versucht, mit Technologie planerische Fehler zu lösen. Bei aller Relevanz von High-Tech im 21. Jahrhundert fehlt Haas die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Einsatzes. So verwies er darauf, dass wir in einer saturierten Welt durch gerade unsere selbst geschaffenen Komfortbedürfnisse beim Thema Ressourcenschutz so weit hinterherhecheln. Seine Theorie: Nutzer sind bequem und was ihnen an Bequemlichkeit geboten wird, werden sie nutzen. Daher geht es Haas auch darum, ein Sick-Comfort-Syndrom nicht weiter befeuern, indem nicht jedem Komfort gleich eine Technik entgegengesetzt wird.

Verbraucher mitnehmen statt erziehen

Thomas Engelke (Verbraucherzentrale) mit Jens Martin (E.ON)

Thomas Engelke (Verbraucherzentrale, rechts) mit Jens Martin (E.ON)

Aus Perspektive der Verbraucherzentrale stellte Thomas Engelke klar, dass es nicht nur den einen Verbraucher gäbe, für den es die Frage nach dem rechten Maß an Technologie zu beantworten gilt. Es gebe genauso die Spielkinder, die alles neue Technische ausprobieren wollen, wie die Konservativen, die dem skeptisch gegenüberstehen. Ein Schlüssel liegt für ihn in der Frage, wie die Nutzer an die technologischen Möglichkeiten herangeführt werden. Schließlich möchten wir ungern erzogen, aber dafür gern mitgenommen werden.

Dies unterstich Jens Martin von E.ON, dem es darum ging, dass die Komplexität aus dem Thema genommen werden müsse. Schließlich möchte ein Kunde Nutzen haben, ohne zwingend involviert zu werden.

Ein Fazit des Dialogforums war demnach auch, dass der Einsatz von Technik in Gebäuden richtig ist, aber eben nur da, wo er tatsächlich sinnvoll ist. Die Frage nach der Angemessenheit ist ein Schlüssel, der vor allem Technikhype stehen sollte.

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