Zur diesjährigen BAU China kehrte die DGNB wieder zurück auf die Bühne der China Architectural Design Exhibition (CADE) EXPO 2023 in Shanghai. Beim DGNB China Community Meeting am 4. August traf sich das Netzwerk erstmals seit Beginn der Pandemie wieder. Neben vielen Neuigkeiten zur Entwicklung der DGNB in Deutschland gab es u.a. eine Podiumsdiskussion zum Mehrwert zertifizierter Gebäude und Quartiere, Best-Practices aus China und einen Ausblick auf Wünsche und Pläne der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit.

Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB, auf der Bühne der CADE EXPO 2023 in Shanghai | Bild: CADE
Die DGNB China Community versteht sich als offenes Format der partnerschaftlichen Zusammenarbeit und Vernetzung von DGNB Zertifizierungsexperten, Partnern und anderen Interessensgruppen. Eine kollaborative Plattform über alle Branchen und Akteure der chinesischen Bau- und Immobilienbranche hinweg, die nachhaltige Lösungen und synergetische Vorteile für eine zukunftsfähige Entwicklung fördern soll. Seit 2015 dient sie so der besseren Definition zukünftiger Entwicklungsstrategien der DGNB in China.
Umso wichtiger war mir ein persönliches Wiedersehen im Rahmen des DGNB China Community Meetings auf der BAU China, bei dem das Netzwerken, Diskutieren und der Wissensaustausch klar im Vordergrund standen.
Mehrwert von Nachhaltigkeitsaspekten überzeugt auch den chinesischen Markt
Zentraler Bestandteil der Veranstaltung war unsere Podiumsdiskussion. Moderiert von Kai Zhang, dem ehemaligen Director DGNB Certification China, durfte ich mich mit Ralf Dietl (AS+P), Chong Meng (CSUS Green Building Center), Yajin Sun (gmp International) und Lihua Wang (Landleaf Technology) über deren Praxiserfahrungen in China und zum Mehrwert nachhaltiger Gebäude und Quartiere austauschen und diskutieren.
Für Chong Meng, Director der CSUS, helfe das Nachhaltigkeitszertifikat als Instrument, um den Markt in Richtung einer nachhaltigen und kohlenstoffarmen Transformation zu lenken. Neben der Umsetzung lokaler Standards könne laut ihm auch die internationale Zusammenarbeit positive Auswirkungen auf den chinesischen Markt für nachhaltiges Bauen haben, wie beispielsweise die Doppelzertifizierung des chinesischen 3-Stars Green Building Standards und des DGNB Systems.
Lihua Wang, Senior Partner beim Immobilienentwickler und technischen Dienstleister Landleaf Technology, gab den Zuhörerinnen und Zuhörern einen Einblick in die wirtschaftlichen Überlegungen und Vorteile, auf Basis derer sich Kunden für den Bau von nachhaltigen Gebäuden entscheiden.

V.l.n.r.: Kai Zhang (ehem. Director DGNB Certification China), Chong Meng (CSUS), Yajin Sun (gmp International), Lihua Wang (Landleaf Technology), Ralf Dietl (AS+P) und Johannes Kreißig (Geschäftsführender Vorstand der DGNB) | Bild: DGNB
Aus der Planerperspektive konnte Yajin Sun, Associate Partner bei gmp International, anhand eines Realprojekts vom Konflikt zwischen kreativem Design und nachhaltiger Planung berichten, dessen Lösung am Ende jedoch einen Mehrwert für die Gestaltung schaffte.
Auf Ebene der Stadt- und Stadtteilplanung zeigte Ralf Dietl, Associate Partner & Creative Director von AS+P Shanghai, an einem DGNB-zertifizierten Stadtteilprojekt in Frankfurt am Main, wie das DGNB System sinnvoll in die Rahmenplanung von Quartieren integriert werden kann, um den Entscheidungsfindungsprozess zur Definition von Schlüsselthemen und Prioritäten für eine langfristig nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Diese Praxiserfahrungen stimmen uns bei der DGNB positiv und zuversichtlich. Dank der Unterstützung unserer Partner vor Ort konnten wir bereits einige Meilensteine in China erreichen. Auch während der Pandemie sind die Verbindungen zwischen China und Deutschland in Sachen nachhaltiges Bauen nicht abgebrochen. Unser übergeordnetes Ziel ist, die Nachhaltigkeit im Bau- und Immobilienmarkt dort zu fördern und ein entsprechendes Qualitätsverständnis als Grundlage für verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln zu schaffen.
Erfolgsgeschichten des nachhaltigen Bauens in China
Ein weiterer Höhepunkt des DGNB China Community Meetings war die Zertifikatsverleihung für das Schaeffler Taicang New Campus Building 101 der Schaeffler Gruppe China. Das Projekt ist der erste von der DGNB mit Gold zertifizierte Neubau eines Produktionsgebäudes in China.
Neben diesem aktuellen Projekt haben wir zudem Erfahrungsberichte zu zwei weiteren DGNB-zertifizierten Projekten erhalten. BASF China und ARDEX China teilten ihre Erfahrungen als Projekteigentümer. Ihnen half das DGNB System in der frühen Planungsphase, Nachhaltigkeitsaspekte systematisch umzusetzen und gleichzeitig Bau- und Betriebskosten effektiv zu kontrollieren – und nun nach Baufertigstellung für Mitarbeitende und Kunden einen hohen Nutzerkomfort bieten zu können.
Die Rolle der DGNB in China – heute und in Zukunft
Die DGNB versteht sich in China als Netzwerkpartnerin zur deutsch-chinesischen Kommunikation und zum Wissens- und Erfahrungsaustausch über das nachhaltige Planen, Bauen und Betreiben, als Wissensplattform zur Ausbildung von Fachleuten und Studierenden und nicht zuletzt als Systemanbieterin, mit der DGNB Zertifizierung als Instrument zur Förderung der Gebäudequalität über den gesamten Lebenszyklus hinweg.

Rolf Demmler ist erster DGNB Botschafter in China. | Bild: CADE
Um die chinesischen Partnerschaften weiter zu unterstützen und aufrechtzuerhalten, konnten wir Rolf Demmler als ersten DGNB Botschafter in China gewinnen. Vor Ort wird er die weitere Entwicklung und Vernetzung mit der chinesischen DGNB Community anstoßen. Rolf Demmler ist Geschäftsführer von SoftGrid (Shanghai) sowie DGNB Auditor und DGNB ESG-Manager und verfügt über fast 20 Jahre Erfahrung in der nachhaltigen Gebäudeplanung und -beratung in China.
Mit der Unterstützung unseres DGNB Verantwortlichen in China Shizhe Ma, freuen wir uns auf viele weitere Kooperationen und kollaborative Arbeitsgemeinschaften innerhalb der DGNB China Community. Wir hoffen auf gegenseitiges Verstehen und Lernen und eine langfristige Zusammenarbeit im Bereich des nachhaltigen Bauens, um gemeinsam die Bauqualität in China als auch in Deutschland verbessern zu können und nachhaltig zum neuen Normal zu machen.