Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur
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Z wie Z8: Die Top 3 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur (Blogserie)

Baugemeinschaft Z8 – Holzhaus Leipzig-Lindenau

Am 22. November wird in Düsseldorf Deutschlands wichtigster Architekturpreis für nachhaltige Gebäude verliehen. Unter den drei Nominierten ist auch das Holzhaus Z8. Wir haben mit dem Architekten über das städtebaulich vorbildliche Holzhaus gesprochen.

Henny Radicke (HR) : Sie haben es mit der Baugemeinschaft Z8 – Holzhaus Leipzig-Lindenau unter die TOP 3 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur geschafft. Nehmen Sie uns bitte mit auf den Prozess von der Idee bis zur Umsetzung.

Dirk Stenzel

Dirk Stenzel von ASUNA – Atelier für strategische und nachhaltige Architektur

Dirk Stenzel (DS:) Nach 16 Jahren der freiberuflichen Tätigkeit als Architekt habe ich Anfang 2015 meine beruflichen Leitlinien konsequent auf die strategische und nachhaltige Architektur ausgerichtet. Hieraus ist das Atelier für strategische und nachhaltige Architektur, kurz ASUNA, entstanden. Unter diesen Gesichtspunkten der ganzheitlichen Betrachtung von Nachhaltigkeit haben sich die Themen Baugemeinschaften, Holzbau und C2C fast selbstverständlich ergeben und bestimmen seitdem mein handeln. Mein Ziel war es ein Pilotprojekt in Leipzig zu realisieren, welches all diese Gesichtspunkte berücksichtigt, eine öffentliche Debatte darüber auslöst und „eine Tür öffnet“ für andere. Ich habe privat ein Grundstück mit Altlasten (ehem. Tankstelle), an einer Hauptverkehrsstraße und mit unregelmäßigem Schnitt (spitzwinklig) erworben, da ich ein großes Potenzial in dieser Baufläche und in diesem Stadtteil gesehen habe.

Daraufhin habe ich das Konzept für ein nachhaltiges Wohn- und Geschäftshaus in Massivholzbauweise entwickelt und Mitstreiter für eine Baugemeinschaft gesucht und diese gegründet. Das flexible Gebäudekonzept ermöglichte die umfangreiche Mitbestimmung der Einzelnen in der Grundrissgestaltung, welche sich bis in die Fassade spiegelt.
Dadurch ist ein sehr individuelles Gebäude entstanden, welches auf die negativen Aspekte des Grundstücks reagiert (Lärm, Dienstbarkeiten, etc.), die Wünsche der Einzelnen aufnimmt und eine nun schon bekannte Landmarke im Stadtteil darstellt.

HR: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich in diesem Prozess stellen?

DS: Der Holzbau ist in Deutschland und besonders in Sachsen noch etwas Besonderes, da die Bauordnung diesen grundsätzlich ausschließt und man diese Bauvorhaben nur mit Ausnahmen von der Bauordnung realisieren kann/darf. Hier ist ein Umdenken und eine Anpassung der Bauordnung dringend erforderlich. Auf der anderen Seite war die Gruppendynamik der Baugemeinschaft durch meine Konzeption und Moderation recht unproblematisch.

HR: Hinter Z8 steht die Eigeninitiative privater Bauherren. Was heißt das?

DS: In eine Baugemeinschaft schließen sich Einzelbauherren zusammen, um ein großes Gebäude gemeinschaftlich bauen zu können. Es stellt gerade im städtischen Kontext
eine nachhaltige Alternative zu Investoren dar, da Baugemeinschaften grundsätzlich alle drei Säulen der Nachhaltigkeit betrachten und abwägen.

HR: Wo und wie ist das Thema Nachhaltigkeit im Gebäude umgesetzt worden?

DS: Begonnen hat es mit der Altlastensanierung des Grundstücks (Bodenaustausch mit
Beseitigung der Ölsandschicht in 3,5m Tiefe). Durch die Selbstnutzung von den Gewerbe- und Wohneinheiten war es der Baugemeinschaft wichtig einen positiven Nachbarschaftsbezug herzustellen. Die öffentliche Durchwegung und die Fahrradstellplätze unter der Spitze, öffentliche Veranstaltungen (Lesungen, Ausstellungen, etc.) in der Gewerbeeinheit, die
Barrierefreiheit und eine offene Kommunikation mit den Nachbarn (Verdrängung, etc.) sind
nur einige Beispiele dafür. Durch den Wunsch der Gruppe einen gemeinschaftlich genutzten Dachgarten realisieren zu wollen, sind gleichzeitig die ökologischen und microklimatischen Aspekte von reduzierter Aufheizung, Regenwassernutzung und -rückhaltung integriert worden.
Durch die Massivholzkonstruktion wurde die „graue Energie“ massiv reduziert, ca. 540 Tonnen CO2 für die Lebensdauer des Gebäudes gespeichert und gleichzeitig eine
Rückbau-/Umnutzbarkeit unter C2C Gesichtspunkte gewährleistet. Das Gebäude wird über zwei Wärmepumpenanlagen mit Wärme und Kälte versorgt. Trotz dieser hohen Ansprüche der Gruppe an die Nachhaltigkeit des Gebäudes kann man bei Gesamtkosten von ca. 2.500 € / m² Wohn-/Gewerbefläche von kostengünstigem Bauen sprechen.

HR: Zurück zum Anfang: Sie sind unter den TOP 3 für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur. Wie fühlt es sich an nominiert zu sein?

DS: Ich und die Baugemeinschaft sind sehr erfreut über die Nominierung und fühlen uns darin bestätigt, das unser Weg und unsere Vorstellungen vom nachhaltigen Bauen richtig sind.
Besonders unter dem Aspekt, dass sich die Baugemeinschaft gegen eine wirtschaftlich nutzbare DGNB Zertifizierung entschieden hat und lieber alle Mittel für die Umsetzung
der anspruchsvollen Kriterien unseres Gebäudes nutzte.

Von A wie Alnatura bis Z wie Z8: Die Blogserie zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur

Unsere Blogserie zu den Nominierten für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur hat am Montag mit der Alnatura Arbeitswelt in Darmstadt begonnen. Gestern hatten wir Ihnen  die Bücherein in Kressbronn am Bodensee vorgestellt.

Kategorie: Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur

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Henny Müller ist seit 2016 bei der DGNB. Aktuell ist sie dort als Senior Projektleiterin für die Wissensstiftung verantwortlich. Davor arbeitete sie als Leiterin Digitale Kommunikation bei der DGNB in der Abteilung PR und Kommunikation. Zielgruppenorientiertes Arbeiten, ein Gespür für Themen und Inhalte zu entwickeln und Kommunikation mit all ihren Facetten zu erleben, zu nutzen und zu bedienen sind Aufgaben, die sie seit ihrem Volontariat beim Regionalfernsehen in Stuttgart sowie als Referentin in der Stabsstelle Kommunikation der Baden-Württemberg Stiftung begleiten.

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